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SWR Schwetzinger Festspiele 2022

Musiktheater und Konzerte verstärken den Zauber des Ortes

Bei den Festspielen auf Schloss Schwetzingen trifft eine Uraufführungsoper auf eine Wiederentdeckung aus dem 18. Jahrhundert.

vonTeresa Pieschacón Raphael,

Meine Kinder haben ganz Schwetzingen in Bewegung gesetzet“, berichtete Leopold Mozart im Juli 1763 voller Vaterstolz über seinen siebenjährigen Wolfgang Amadé und dessen Schwester Nannerl nach einem Auftritt im Schwetzinger Schlosses vor dem Kurfürsten Carl Theodor von der Pfalz. 1790, Jahrzehnte später, schreibt Mozart an Konstanze: „Morgen gehen wir nach Schwetzingen, um den Garten zu sehen“. Der Zauber des Ortes mit seinem Schloss, den Laubengängen, Blumenrabatten, Skulpturen und dem Arion­brunnen mit seinen Wasserspielen hatte es ihm angetan und schien ihm, wie jedem Besucher auch heute, wie die Verkörperung einer idealen Welt. Doch dies nur auf dem ersten Blick.

1752 von Nicolas de Pigage erbaut und 1937 renoviert, stand das Schlossthea­ter im Fokus der Nazis, die hier eine repräsentative Mozart-Spielstätte etablieren wollten – als Gegenpol zu den Salzburger Festspielen, die sie als „dekadentes Caféhaustheater“ und „jüdischen Hexensabbat“ verleumdeten. Ein Projekt, an das man sich heute nicht so gerne erinnert und das letztendlich an den Eitelkeiten der Theaterintendanten Gustav Gründgens und Heinz Tietjen, dem Kompetenz­wirrwarr zwischen Lokal­politik, Propagandaministerium und der Preußischen Staatskanzlei und nicht zuletzt am „Anschluss“ Österreichs 1939 scheiterte.

Klaus-Peter Kehr führt „Schwetzinger Dramaturgie“ ein

1952 etablierten die Amerikaner in ihrer Besatzungszone in Stuttgart den Süddeutschen Rundfunk, der nun als demokratischer Mäzen einsprang. Über 34 Jahre führte der musik­besessene und kundige Programmdirektor Peter Kehm die Schwetzinger Festspiele und verschaffte ihnen internationale Geltung. Die „Schwetzinger Dramaturgie“ geht auf Klaus-Peter Kehr zurück, der von 1994 bis 2008 die künstlerische Leitung übernahm. Seither gibt es in der Regel zwei Opernproduktionen, eine ­Uraufführung und eine Ausgrabung, meist in Kooperation, da die Festspiele über keine Werkstätten verfügen.

Zum siebzigjährigen Jubiläum, das unter dem Motto „Arkadien“ steht, gibt es keinen Mozart, dafür das Beethoven-Projekt „Force & Freedom“ mit Nico and the ­Navigators, das pandemiebedingt zweimal verschoben werden musste. Außerdem auf dem Programm: die Uraufführung von Johannes Kalitzkes „Kapitän Nemos Biblio­thek“ und Giuseppe Gazzanigas „L’Isola d’Alcina“, eine Parodie auf den Mythos der Zauberin Alcina, die erstmals seit ihrer Uraufführung 1773 in Schwetzingen präsentiert wird, sowie Georg Anton Bendas „Medea“ in der neuedierten Mannheimer Fassung von 1784.

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