Der Festivalsommer war in diesem Jahr mehr als durchwachsen. Die Auswirkungen der Corona-Pandemie machten sämtliche Pläne der Festivalorganisatoren hinfällig; vom einen auf den anderen Moment war nichts mehr so, wie es sein sollte. Die Bewältigung dieser Krise verlangte den Veranstaltern viel Kreativität ab und jeder ging auf unterschiedliche Weise damit um: Viele waren gezwungen, komplett abzusagen, andere hofften auf baldige Besserung und verschoben ihre Konzerte um ein paar Monate oder aufs nächste Jahr. Einige wenige konnten ihre Veranstaltungen trotz allem austragen, allerdings mit spontan angepassten Programmen und aufwändigen Hygienekonzepten.
Nun steht der Winter vor der Tür und noch immer ist die Pandemie nicht überwunden, die Lage bleibt weiterhin prekär. Trotzdem setzen diejenigen, denen es möglich ist, alles daran, auch in der dunklen Jahreszeit musikalische Lichter zu entfachen und ihrem Publikum eine kulturelle Anlaufstätte bieten zu können.
Winter der Möglichkeiten?
So werden die Festspiele Mecklenburg-Vorpommern ihre seit langem etablierten Adventskonzerte dieses Jahr um zahlreiche Veranstaltungen erweitern, sodass mit dem „Festspielwinter“ erstmals eine neue Säule in ihrem Festspieljahr entsteht. Im Zeitraum vom 4. November 2020 bis 16. März 2021 sollen 45 Konzerte für die entfallenen Events im Sommer entschädigen. Unter strenger Einhaltung der Hygienemaßnahmen bekommen Martynas Levickis, Rudolf Buchbinder, Götz Alsmann und Iveta Apkalna sowie weitere Künstlerinnen und Künstler, die ihr Publikum im Sommer schweren Herzens vertrösten mussten, die Chance auf einen Nachholauftritt.
Doch nicht nur Mecklenburg-Vorpommern bietet ein winterliches Ausgleichsprogramm: Nach einem – den Corona-Umständen entsprechend – erfolgreich ausgetragenen „Sommer der Möglichkeiten“ mussten die Veranstalter des Schleswig-Holstein Musik Festivals (SHMF) ihre Hoffnung auf eine regulär ausgeführte Adventskonzert-Reihe letztlich doch noch begraben.
Zuverlässigkeit vor Schnelligkeit
Doch auch hier ist eine Alternativlösung für den Winter in unmittelbarer Planung: „Wir bleiben vorsichtig und optimistisch, dass wir uns gemeinsam mit unseren Festivalfreunden musikalisch auf die Weihnachtszeit einstimmen können“, äußert Dr. Christian Kuhnt, Festivalintendant des SHMF. „Wir verraten nicht zu viel, wenn wir sagen, dass hochkarätige Musikerinnen und Musiker fantastische Ideen für die Zeit der Besinnung entwickelt haben. Diese warten darauf, umgesetzt zu werden.“
Wie schon beim „Sommer der Möglichkeiten“ setzt das SHMF auch im Winter auf Verlässlichkeit und verzichtet deshalb auf lange Vorläufe in den Ankündigungen. Wie das Programm aussehen wird und welche Künstlerinnen und Künstler bei den neugeplanten Adventskonzerten dabei sein werden, bleibt deshalb vorerst abzuwarten.
Die Hoffnung bleibt
Auch in Bad Kissingen hat man sich fest vorgenommen, nach dem entfallenen Kissinger Sommer nun die vierte Jahreszeit umso mehr zu zelebrieren. Bereits seit 1999 ist der Kissinger Winterzauber fester Bestandteil des Festspieljahres und soll auch in diesem Jahr für kulturelle Höhepunkte sorgen . Vom 18. Dezember 2020 bis 9. Januar 2021 finden hier zahlreiche Veranstaltungen und Konzerte unterschiedlichster Ausrichtung statt.
Das Rheingau Musik Festivals, das seinen diesjährigen Festivalsommer ebenfalls hatte ad acta legen müssen, hat bei der Planung seiner Adventskonzerte bereits das Konzert mit Flötistin Ana de la Vega und Trompeter Célestin Guérin am 14.12. abgesagt. Andere Veranstaltungen wie die festliche Bach-Trompeten-Gala mit dem Bach-Trompetenensemble München, der jazzige Weihnachtsabend mit Nils Landgren oder das weihnachtliche A-cappella-Konzert von The Gesualdo Six können – hoffentlich – wie vorgesehen in den Wiesbadener Konzertstätten stattfinden, ebenso wie die bearbeitete Fassung von Humperdincks Kinderoper „Hänsel und Gretel“, die im Schloss Johannisberg in Geisenheim-Johannisberg aufgeführt wird.
Einstimmende Adventskonzerte
Weihnachtliche Konzerte von Festspielveranstaltern werden diesen Winter sicherlich noch vielerorts zu Gehör gebracht werden: Beispielsweise laden die Dresdner Musikfestspiele und ihr Festivalorchester gemeinsam mit Cellist Jan Vogler am 12.12. zum Weihnachtskonzert, in welchem sie Werke von Johann Adolph Hasse, Nicola Antonio Porpora und Antonio Vivaldi erklingen lassen. Beim Musikalischen Sommer in Ostfriesland – diesmal in den Spätherbst verschoben – wird die Adventszeit am 27.11. mit Kammermusik von Beethoven eröffnet, gespielt von Cellistin Sol Daniel Kim. Eine vierhändige „Nussknacker-Suite“ von Tschaikowsky mit Julia Marie Müller und Iwan König am Klavier, sorgt dann anschließend für die angemessene Weihnachtsstimmung im Festspielwinter.