Wer sagt, im Norden sei immer schlechtes Wetter, war noch nie auf Usedom. Denn mit durchschnittlich 1906 Sonnenstunden im Jahr zählt die Insel zur sonnenreichsten Gegend in Deutschland und an der Ostsee. Sommer, Sonne, Strand – da fehlt eigentlich nur noch ein Festival! Seit 25 Jahren findet immer im September und Oktober für drei Wochen das Usedomer Musikfestival statt und setzt seinen Fokus auf die Länder, die rund um die Ostsee liegen: Norwegen, Schweden, Dänemark, Polen, Litauen, Lettland, Estland, Russland, Finnland und Deutschland. In jedem Jahr gibt es einen anderen Länderschwerpunkt, der die Vielfalt Nordeuropas hervorheben soll. „Themenfestivals dauern normalerweise nur vier bis sieben Tage und Langzeitfestivals verpflichten sich normalerweise auf keinen inhaltlichen Fokus. Das Usedomer Musikfestival, das sowohl in Polen als auch in Deutschland zu Hause ist, ist in dieser Hinsicht eine Rarität“, erklärt Festivalintendant Thomas Hummel.
Zum ersten Mal steht dieses Jahr Deutschland im Fokus des Festivals und präsentiert sich als „Land des Meeres“. „Pommersche Romantik, die Weltoffenheit des Meeres, aber auch der europäische Gedanke in der deutsch-polnischen Region Pommern werden in exklusiven Programmen genauso eine Rolle spielen wie das Jubiläum des Stettiner Komponisten Carl Löwe oder die preußisch-deutsche Geschichte“, sagt Hummel. Dafür reisen hochkarätige deutsche Musiker wie Bariton Matthias Goerne, der RIAS Kammerchor und das NDR Elbphilharmonie Orchester auf die Insel. Aber auch internationale Künstler unterstützen das Festival. Unter ihnen sind die Dirigenten Pablo Heras-Casado und Kristjan Järvi mit seiner Baltic Sea Philharmonic sowie das Barockorchester Il pomo d’oro.
Buntes Programm beim Usedomer Musikfestival
Die Konzerte finden in den kaiserlichen Seebädern Ahlbek, Heringsdorf und Bansin statt. Auch der polnische Teil der Insel lädt zu Konzerten ein, etwa in Swinemünde. Highlight ist aber mit Sicherheit das Kraftwerk Peenemünde, Mecklenburg-Vorpommerns größtes Industriedenkmal, dessen Turbinenhalle 2002 in einen Konzertsaal umgewandelte wurde. Während des Zweiten Weltkriegs wurden hier Raketen entwickelt und getestet, unter anderem die erste Großrakete der Welt: Aggregat 4, auch bekannt als „V2“. Heute ist die Turbinenhalle ein Ort des Friedens. Benjamin Brittens „War Requiem“ erklang hier unter der Leitung von Mstislaw Rostropowitsch. Neben der Musik finden Sonderausstellungen, Projekttage und Workshops statt. Und auch in diesem Jahr wird nicht nur im alten Kraftwerk, sondern auf der ganzen Insel Kultur gelebt – dank des Usedomer Musikfestivals.