Vorsprung durch Technik: Nein, wir wollen an dieser Stelle keine Werbung für einen großen deutschen Fahrzeughersteller machen. Doch natürlich kommt auch der kritische Betrachter nicht um die Nennung des Markennamens herum, wenn es um die Audi Sommerkonzerte in Ingolstadt geht: Schließlich veranstaltet und finanziert der Autokonzern die Klassik-Reihe in und um den oberbayerischen Konzernsitz bereits seit 1990 und will dabei, ganz seinem Unternehmensslogan gemäß, auch auf kulturellem Gebiet eine Vorreiterrolle übernehmen, Werte vermitteln und Kreativität fördern. Was denn in der Vergangenheit für die Sommerkonzerte durchaus schon einmal zu einem Motto wie „Tonale Moderne“ führte oder gar die Uraufführung einer Oper über den Klimawandel mit sich brachte – ein Schelm, der angesichts des CO2-Ausstoßes der Kraftfahrzeugwelt Böses dabei denkt…
Programme auch für den Nachwuchs
Doch in diesem Jahr richtet sich der dramaturgische Blick weniger auf die Moderne als vielmehr in die Ferne: Im Mittelpunkt stehen Werke von Komponisten, die Jahre ihres Lebens im Ausland verbrachten – „In der Fremde“. Und das nicht nur im Programm für die „Großen“, sondern auch bei den drei Veranstaltungen für die „Kleinen“: „Horch mal!“ heißt der passende Titel für die kleine Kinderkonzertreihe, die 2012 ihre Premiere feierte und in diesem Jahr den Nachwuchs passend zum Motto mitnimmt auf „Eine musikalische Weltreise“ mit dem Georgischen Kammerorchester, das dem jungen Publikum bei seiner Tour um den Globus wahre Entdeckungen aus dem Klassik-Oeuvre präsentiert wie Simon Mayrs Sinfonia Sisara, Tōru Takemitsus Three Film Scores oder einen Streichquartett-Satz des Australiers Peter Sculthorpe. Eine Tour de musique, die natürlich ebenso von einem Erzähler begleitet wird wie Gustav’s wunderbare Reise, auf der sich ein Junge in der U-Bahn auf den Weg durch den Großstadtdschungel begibt: Schließlich ist nichts spannender für Kinder, als die rechte Mischung aus Realität und Fantasie, aus Schauspiel, Tanz und Musik.
Und mag mancher auch zu Recht skeptisch sein angesichts von Sponsorenformulierungen, in solch kulturellem Engagement drücke sich die Persönlichkeit eines Unternehmens aus: Im Falle des Kultursponsorings für Kinder und Jugendliche übernehmen Firmen tatsächlich einmal gesellschaftliche Verantwortung. So auch bei der Audi Jugendchorakademie: 2007 ins Leben gerufen, kommen hier alljährlich rund 70 Jugendliche zwischen 16 und 27 Jahren für zwei Projektphasen samt anschließenden Konzerten zusammen, um sich dem Kunstlied zu widmen. Lohn ihrer Arbeit: Auftritte mit dem Bayerischen Staatsorchester unter Kent Nagano, diverse Preise wie das Goldene Diplom beim internationalen Chorwettbewerb in Prag – und natürlich regelmäßige Auftritte im Rahmen der Ingolstädter Sommerkonzerte.
Bekannte Künstler mit unbekanntem Repertoire
Während das Programm der jungen Sänger in diesem Jahr indes mit romantischen Werken von Brahms, Rimsky-Korsakow, Mahler oder Schumann vielen vertraut sein wird, könnte manch anderes Opus im Konzertreigen dem Besucher nicht allein ob des Mottos 2013 wahrlich fremd vorkommen – oder sind Ihnen die Werke eines Kevin Volans‘, eines Giovannis Sollimas und Antonio Carlos Jobims bekannt? Doch damit die Fremde auch dem mit Stücken von Korngold oder Hämeenniemi vielleicht nicht ganz so vertrauten Publikum auf bestmögliche Art nahegebracht wird, sind zumindest die Künstler wohl bekannt: Ob Multipercussionist Martin Grubinger, Geiger David Garrett oder das weltweit gefeierte Teresa Carreño Youth Orchestra aus Venezuela, Tenor Klaus Florian Vogt oder die Blech-Comedians Mnozil Brass – an großen Namen wird in Ingolstadt nicht gespart. Und da all diese Stars natürlich auch über eine brillante Technik verfügen, ist zumindest musikalisch auch ein gewisser Vorsprung garantiert.
Die Festivaldaten im Überblick:
Zeitraum: 26.6. – 28.7.2013
Orte: Ingolstadt, Eichstätt, Neuburg u.a.
Künstler: Klaus Florian Vogt, Mnozil Brass, Julian Steckel, David Garrett, Martin Grubinger, Jan Vogler u.a.