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Plädoyer für den Frieden

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Erasmus klingt! – Festival Lab 2024

Weit über die Musik hinaus: Das interdisziplinäre Festival „Erasmus klingt!“ findet vom 9. bis 15. September 2024 zum zweiten Mal in Basel statt.



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Ab 1514 lebte und wirkte Erasmus von Rotterdam in Basel, wo er 1536 starb. Seinen fünfhundertsten Todestag nimmt die Basler Hochrhein Musikfestival AG als Veranstalterin hochkarätiger Festivals und Konzertreihen zum Anlass für eine mehr als zehn Jahre währende Festivalreihe: „Erasmus klingt! – Festival Lab“ widmet sich dem Schaffen des bedeutenden europäischen Humanisten und Wegbereiters der Aufklärung. Erasmus’ Werke und Ideen neu zu überdenken, zu diskutieren und sie mittels Musik, Literatur, Philosophie oder der Geschichtswissenschaften zu betrachten, ist das große Anliegen des interdisziplinären Festivals. Gleichwohl entschied sich die Hochrhein Musikfestival AG dafür, den künstlerischen Schwerpunkt auf die Musik zu legen. Mit ihr möchten die Veranstalter die Besucherinnen und Besucher „verführen“, wie Christoph Müller, künstlerischer Manager und Gründer des Festivals, erklärt: „Die Musik soll ihnen die Tür zu den Themenwelten des Erasmus öffnen.“ Zwar komponierte Erasmus von Rotterdam nicht, doch hatten Humanismus und Aufklärung einen großen Einfluss auch auf die Musik.

Das La Cetra Barockorchester eröffnet das Festival feierlich mit Musik von Händel
Das La Cetra Barockorchester eröffnet das Festival feierlich mit Musik von Händel

Vom 9. bis 15. September folgt nun in Basels historischer Altstadt nach 2022 die zweite Ausgabe von „Erasmus klingt!“. Im Zentrum steht diesmal die Schrift „Die Klage des Friedens“, die der Theologe und Philosoph 1517 anlässlich einer europäischen Friedenskonferenz verfasste. Darin fordert Erasmus, dass sich die Kirche von jedweder militärischen Handlung distanziere und dass die weltlichen Herrscher alles tun müssen, um Konflikte ohne Waffen zu lösen. „Vom größten Teil des Volkes wird der Krieg verflucht, man betet um Frieden. Einige wenige nur, deren gottloses Glück vom allgemeinen Unglück abhängt, wünschen den Krieg“, heißt es dort. Die pazifistische Schrift fand seinerzeit eine breite Leserschaft in ganz Europa, und doch eskalierten in den Jahren und Jahrzehnten nach Veröffentlichung die bewaffneten Kämpfe um die Vorherrschaft Europas. Hundert Jahre nach der Veröffentlichung von „Die Klage des Friedens“ brachte der Dreißigjährige Krieg unermessliches Leid über Europa.

Klingende Streifzüge durch die barocke Klangwelt von Krieg und Frieden

Der Text, der bis heute unbedingte Gültigkeit hat und in diesen Tagen so aktuell wie vor fünfhundert Jahren ist, steht – direkt oder indirekt – im Zentrum aller sieben Konzerte und deren Begleitveranstaltungen. Optimistische Töne schlagen das La Cetra Barockorchester und sein künstlerischer Leiter Andrea Marcon beim Eröffnungskonzert an mit Georg Friedrich Händels „Utrechter Te Deum und Jubilate“, einem geistlichen Chorwerk, geschrieben für die Feier des Friedens von Utrecht im Jahre 1713. Die erste Lesung aus „Die Klage des Friedens“ findet sich tags darauf, wenn Star-Countertenor Jakub Józef Orliński und das Barockorchester Il pomo d’oro Perlen des Frühbarock unter anderem von Claudio Monteverdi und Barbara Strozzi interpretieren.

Star-Countertenor Jakub Józef Orliński und das Ensemble Il pomo d’oro bringen Perlen des Frühbarock zum Klingen
Star-Countertenor Jakub Józef Orliński und das Ensemble Il pomo d’oro bringen Perlen des Frühbarock zum Klingen

Die insgesamt vier Lesungen aus Erasmus’ Friedensschrift übernimmt der Schweizer Schriftsteller und Übersetzer Alain Claude Sulzer, der 2013 den Kulturpreis der Stadt Basel erhielt, wo er heute auch lebt. Weitere Rezitationen mit Sulzer sind beim dritten Konzert zu erleben, bei dem Solistinnen und Solisten des Dresdner Kammerchors unter Hans-Christoph Rademann Musik zum Westfälischen Frieden spielen, der 1648 das Ende des Dreißigjährigen Krieges markierte, sowie beim Konzert von Christina Pluhar und ihrem Ensemble L’Arpeggiata, das Geschichten über die Absurdität des Krieges und ein ergreifendes Plädoyer für den Frieden verspricht.

Auch beim klingenden Streifzug durch die barocke Klangwelt von Krieg und Frieden, den die Akademie für Alte Musik Berlin und Dorothee Oberlinger unternehmen, sind Sulzers respektive Erasmus’ Worte zu vernehmen. Jordi Savall und sein Ensemble Hespèrion XXI sowie das Vokalensemble La Capella Reial de Catalunya indes verzichten auf die Worte, nicht aber auf die Gedanken des großen Humanisten, wenn sie Erasmus-Texte in Bezug zu Musik aus jener Zeit setzen und ein Gesamtprojekt kreieren, das die Glücksgöttin und ihren Gegenspieler gleichermaßen in Dialog mit der Musik erklingen lässt.

Meister der Alten Musik: Jordi Savall
Meister der Alten Musik: Jordi Savall

Reichhaltiges Begleitprogramm

Weit über die Musik hinaus weist das reichhaltige Begleitprogramm zu jedem einzelnen Konzert. Eine Colloquiumsreihe mit ausgewählten Fachleuten nähert sich der „Klage des Friedens“ aus verschiedenen Richtungen. Auch der lokale Bezug zu Basel wird hergestellt, etwa über themengebundene Stadtführungen. Eine tragende Säule des Festivals ist zudem die Zusammenarbeit mit der ansässigen Schola Cantorum Basiliensis. Studierende und Lehrende des Lehr- und Forschungsinstituts für Alte Musik gestalten die „Laboratorium klingt“-Konzerte, außerdem geben sie eine Late-Night-Chor-Konzert und beschließen die diesjährige Festivalausgabe mit Nicola Porporas Oratorium „David e Bersabea“, das am 15. September seine Erstaufführung in der Neuzeit erlebt.

Termine

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