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„Der nächste große Meilenstein befindet sich beim zwanzigjährigen Jubiläum!“

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Festival de Pâques 2024 2

Sie beide betonen, dass klassische Musik nicht nur in einer Blase der Hochkultur stattfinden, sondern für alle Menschen zugänglich sein soll. Wie verwirklichen Sie dies im Rahman des Festival de Pâques?

Renaud Capuçon: Im Grunde ist dies ein Grundpfeiler des Festivals. Schon von Anfang an haben wir uns zum Ziel gesetzt, ein möglichst vielfältiges Publikum anzuziehen – von den Melomanen bis hin zu den Besuchern, die sich von einem ihnen unbekannten Künstler oder von einer Musik, die ihnen bislang fremd ist, begeistern lassen wollen. Und dass diese beiden Zuschauerpole in einen Austausch miteinander kommen.

Dominique Bluzet: Es ist noch gar nicht so lange her, dass klassische Musik integraler Bestandteil von Kindeserziehung war. Doch sie wurde mehr und mehr zurückgedrängt, man sieht das auch in Fernsehen und Rundfunk, wo die klassische Musik in die Nischen spezialisierter Kultursender verbannt wurde. Höchste Zeit also, sie wieder in die Mitte unserer Gesellschaft zu holen! Konkret für uns heißt das, dass wir auf verschiedenen Ebenen arbeiten: Wir müssen einen Zugang zu Kindern finden mit speziellen Veranstaltungen, müssen Orte bespielen, an denen ganz generell Menschen zusammenkommen: Dörfer, Kirchen, Schulen, Pflegeeinrichtungen. Man könnte auch sagen: Wir müssen die Konzerte zu jenen Menschen bringen, die selbst nicht zu den üblichen Konzertstätten kommen können. 

In der kommenden Ausgabe findet man sehr viel sakrale Musik – wie kam’s dazu?

Capuçon: Wir hatten immer schon eine Bach-Passion im Programm – jährlich alternierend die Johannes- und die Matthäuspassion. Die fanden immer sehr großen Anklang, so dass es – auch weil wir unser Festival immer zur Osterzeit veranstalten – auf der Hand lag, einmal einen Schwerpunkt darauf zu legen. Das gibt uns die Möglichkeit, bedeutende Werke mit großartigen Dirigenten wie Jérémie Rhorer oder Raphaël Pichon aufs Programm zu setzenBluzet: Wir haben nicht ohne Grund diesen Zeitpunkt für unser Festival gewählt: Ostern ist das Fest von Tod und Auferstehung, eine Zeit, in der Menschen ihre Sinne über ihre Haltung und Beziehung zum Göttlichen reflektieren, dem religiösen Empfinden einen Raum zu geben.

Neben den großen Stars findet auch der vielversprechende Nachwuchs seine Bühne. Was waren denn Ihre persönlichen Chancen auf dem Karrierepfad?

Capuçon: Junge Talente waren seit der Festivalpremiere 2013 präsent. Für mich war das von Anfang an auch eine Selbstverständlichkeit, da ich selbst als Jungmusiker meine großen Chancen bekam, etwa von Martha Argerich oder Claudio Abbado, die mir die Möglichkeit gaben, Kammermusik in der Berliner Philharmonie zu spielen. Auch die Zusammenarbeiten mit den großen Dirigenten öffneten für mich in jungen Jahren wichtige Türen. Insofern fühlt es sich für mich ganz natürlich an, nun selbst den jungen Talenten mit diesem Festival Chancen zu geben, sich mit den arrivierten Künstlern auszutauschen.

Letztes Jahr feierten Sie das zehnjährige Bestehen des Festivals. Was waren denn Ihre ganz persönlichen Höhepunkte in dieser Zeit?

Bluzet: Da fällt mir Martha Argerich ein, die das Festival wirklich geprägt hat, aber auch jüngere Künstler, die heute arrivierte Musiker sind, etwa Edgar Moreau. Doch der wirkliche Höhepunkt war für mich im letzten Jahr die Gewissheit, dass wir das Festival eine Dekade lang veranstaltet haben – Renaud und ich haben uns das nicht einmal in den kühnsten Träumen vorgestellt. Dank der Treue etablierter Künstler, der Entdeckung der großen Musiker von Morgen, aber auch dank der neuen Publikumsschichten konnte sich das Festival in eine Richtung entwickeln, dass es durchaus auch 2033 sein zwanzigjähriges Bestehen feiern kann!

Capuçon: Für mich gab es sehr viele besondere Momente, gerade im letzten Jahr. Aber am meisten mit Freude erfüllte es mich, all die jungen Leute zusammenzubringen, die in den letzten zehn Jahren Teil unseres „Génération @ Aix“-Programms waren. Es hat mich sehr berührt, mit ihnen allen auf der Bühne zu stehen.

Ein Blick in die Zukunft: Auf welche Meilensteine freuen Sie sich?

Bluzet: Der nächste wirklich große Meilenstein befindet sich beim zwanzigjährigen Jubiläum des Festival de Pâques! Bis dahin sind hoffentlich die Nachwuchstalente, die wir gefördert haben, arrivierte internationale Künstler in den Vierzigern oder Fünfzigern! Ein weiterer Höhepunkt wäre zudem gegeben, wenn wir von uns sagen können, dass wir einer breiten, diversen Gesellschaft den Genuss klassischer Musik auf höchstem Niveau ermöglicht haben.

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