Für Joseph Haydn müssen es selige Zeiten gewesen sein, als er zwischen 1761 und 1790 als Hofmusiker der Familie Esterházy seine bis dato längste Schaffensperiode auskosten durfte: In der ländlichen Abgeschiedenheit, so bekannte er später, wurde er ohne größere äußere Einflüsse „zum Original“. Allerdings enthält die riesige Menge seiner Kompositionen „nur“ 24 Opern, verglichen mit den 108 Sinfonien eine verhältnismäßig geringe Zahl. Einige davon sind bis heute verschollen, und auch „Acide“ existiert nur in Fragmenten, doch passt Haydns selbsternannt „allererste Oper“ wie keine zweite nach Schloss Esterházy, wurde sie doch in Eisenstadt 1763 zur Hochzeit von Paul Anton Graf Esterházy und Maria Therese Gräfin Erdödy aus der Taufe gehoben.
Sehr populär für Hochzeiten
Das Stück handelt von der griechischen Sage von Acis und Galathea, die wegen der über den Tod hinausgehenden Liebe des Paares für Hochzeiten sehr populär war. Der sehnsüchtig-eifersüchtige Zyklop Polyphem erschlägt seinen Rivalen Acis, der auf die Bitte der trauernden Galathea in einen Fluss verwandelt wird und sich fortan in jenes Meer ergießt, in dem sie ihn als Nymphe liebend empfängt.
Nach dem großen Erfolg ihrer Lesart von Mozarts Singspiel „Bastien und Bastienne“ inszeniert das Regie-Duo Carolin Pienkos und Cornelius Obonya nun als Präludium zum „Herbstgold“-Festival die Rarität des erst dreißigjährigen Haydn ganz passend an ihrem Uraufführungsort, und Heinz Ferlesch am Pult des Originalklangorchesters Barucco bringt das zauberhafte Werk mit einem jungen Ensemble zum Glänzen.