Schon bei ihrer Uraufführung 1724 in London war Händels Vorzeigebarockoper „Giulio Cesare in Egitto“ ein voller Erfolg. Bis heute gehört sie zu den meistgespielten Werken ihrer Epoche und erfreut sich noch immer größter Beliebtheit. Dies mag zum einen an dem geschichtsträchtigen und hochdramatischen Handlungsstoff liegen, der dem Genremix aus Liebesdrama und Politkrimi zugrunde liegt und in dem sich alles um List, Lust und Leidenschaft dreht – mittendrin natürlich eines der berühmtesten und sagenumwobenen Paare der Historie: Kleopatra und Caesar.
Zum anderen ist es Händels einmalige Musik, die durch kompositorische Geschicklichkeit eine unmittelbare Nähe zu den Stimmungen und Entwicklungen der handelnden Figuren herstellt. Musik und Bühnengeschehen verschmelzen zu einer untrennbaren Einheit. Da ist es nicht verwunderlich, dass sich auch Dirigent und Regisseur bei dieser Inszenierung in einer Person vereinen: George Petrou begeht seinen Einstand als Künstlerischer Leiter bei den Internationalen Händel-Festspielen Göttingen direkt mit einer Doppelfunktion. Erfahrungen in der Musiktheater-Regie hat er bereits mit erfolgreichen Produktionen von „West Side Story“, „Kiss me, Kate“ und „Sweeney Todd“ beim Athens Festival sammeln können. Mit dem Werk „Giulio Caesare“, das als Koproduktion mit der Nederlandse Reisopera aufgeführt wird, widmet sich Petrou nun seiner persönlichen Lieblings-Händel-Oper und tritt gleichzeitig in die Fußstapfen von Osker Hagen, der das Meisterwerk 1922 – vor genau einhundert Jahren hier in Göttingen – wiederentdeckte und damit seine Rückkehr auf die Bühnen der Welt einleitete.
Wem ein Theatersaal generell zu klein und/oder Oper an sich fremd ist, der kann die Aufführung von „Giulio Cesare“ auch in lockerer Atmosphäre beim Public Viewing in der Lokhalle Göttingen genießen.