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Klassik mit Alpenpanorama

Verbier Festival

Das Verbier Festival ist nicht nur eines der bekanntesten Musikfestivals in Europa, es ist auch das geografisch am höchsten gelegene. Auf 1.500 Höhenmetern kommen hier jeden Sommer das Who’s Who der Klassikszene sowie zahlreiche talentierte Nachwuchsmusiker zusammen.



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Normalerweise ist Verbier im Schweizer Kanton Wallis ein ruhiges Versteck in den Alpen, das durch seine atemberaubende Landschaft die Herzen von Wanderern und Wintersportlern höherschlagen lässt. Im Sommer aber wird Verbier zum Schauplatz eines der größten Klassikfestivals in Europa. Dann strömen Tausende Musikliebhaber hierher, um in 1500 Metern Höhe die größten Vertreterinnen und Vertreter der Klassikwelt zu erleben. „Als ich 1991 angefangen habe das Festival zu entwickeln, war es mir wichtig, einen Ort zu finden, an dem Menschen miteinander interagieren können“, erklärt Gründer und Leiter Martin T:son Engstroem. „Dank seiner geografischen Lage ist Verbier ein Ort, an dem die Anwohner, Festivalbesucher und Nachwuchskünstler den Stars auf der Straße begegnen und sie im Restaurant treffen.“

Als Engstroem Anfang der neunziger Jahre nach Verbier kommt, entdeckt er das Bergdorf für sich, empfindet es aber gerade im Sommer als sehr leer. Während die schwere Erreichbarkeit und Abgeschiedenheit des Ortes andere eher abgeschreckt hätten, haben sie bei dem ehemaligen Musikmanager den entscheidenden Ausschlag gegeben, hier ein Festival zu gründen. Der heutige Erfolg war so nicht abzusehen. „Anfangs war es sehr kompliziert. Kein Künstler fährt Ski aus Angst, sich zu verletzten. Es wusste also kaum einer, wo Verbier liegt. Es gab auch kein Konzerthaus und keine Infrastruktur. Der nächste Flughafen in Genf ist zwei Stunden mit dem Auto entfernt.“ Mit der Zeit haben aber Künstler und Publikum das alpine Juwel für sich entdeckt. Heute muss Engstroem niemanden mehr dazu überreden, zum Festival zu kommen. Mittlerweile habe er schon fast jeden Musiker auf seinem Festival begrüßen können, mit dem er habe zusammenarbeiten wollen. Wer einmal hier zu Gast sei, komme immer wieder. Waren es bei der ersten Ausgabe des Festivals insgesamt sechs Konzerte, beinhaltet in diesem Jahr allein das Hauptprogramm mehr als sechzig Veranstaltungen, darunter drei Opernaufführungen, zahlreiche Orchester- und Kammermusikabende sowie Soloprogramme.

„Verbier ist ein Ort des Austauschs“: Martin T:son Engstroem
Verbier Festival 2017

Verbier Festival: Mehr als nur klassische Musik

Nur von einem Weggefährten hat sich Engstroem in diesem Jahr verabschiedet: dem Musikdirektor des Verbier Festival Orchesters, Valery Gergiev. Zu groß war die Enttäuschung darüber, dass sich der Dirigent nicht klar gegen russischen Krieg gegen die Ukraine positioniert hat. In einer Pressemeldung heißt es, dass Mitarbeiter, Management und Verwaltungsrat des Festivals „die grausame Aggression Russlands gegen die Ukraine aufs Schärfste verurteilen“. Auch werden Spendengelder von Personen zurückgezahlt, die von den westlichen Regierungen sanktioniert wurden. Das Eröffnungskonzert soll ein Abend für Frieden, Solidarität und Inklusion werden: Die ukrainische Pianistin und Alumna der Festival-Akademie Anna Fedorova wird Werke der russischen Komponisten Dmitri Schostakowitsch und Rodion Schtschedrin spielen sowie Valentyn Silvestrovs „Gebet für die Ukraine“.

Und doch ist das Verbier Festival nicht nur ein Erlebnis für Liebhaber klassischer Musik. „Wir bewerben das Festival als Kultururlaub oder Bergresort für die ganze Familie. Es gibt täglich 25 Veranstaltungen, die ganz unterschiedlich sind und somit für jeden Geschmack genau das Richtige bieten“, erzählt Engstroem. Neben den klassischen Konzert- und Opernabenden erwartet die Besucher im Rahmen von Unlimited ein spannendes Programm abseits der Hauptbühnen. Hier wird die klassische Musik durch ein generationenübergreifendes Programm „entmystifiziert“ und lockt meist ein jüngeres, neugieriges und interessiertes Publikum von hochgelegenen Berggipfeln bis hin zu Nachtclubs. Die musikalischen Darbietungen verbinden Klassik mit Jazz, Elektronik und Pop. Für Kinder bietet Unlimited zwei Wochen lang speziell für sie konzipierte Workshops an, bei denen sie auch ihre eigene Oper aufführen können. „Die Idee von Unlimited ist – wie der Name schon sagt –, dass das Verbier Festival und die Musik nicht limitiert sind und viel weiter gehen als ein reines Klassikerlebnis“, erklärt der Direktor und künstlerische Leiter des Formats Stephen McHolm. Dafür geht es auch gerne mal raus aus dem Konzertsaal in die Natur, in Gärten, auf Terrassen oder in Kabarretts.

Beim Verbier Festival werden auch Gärten und Terrassen zu Spielstätten
Beim Verbier Festival werden auch Gärten und Terrassen zu Spielstätten

Verbier Akademie bildet Stars von morgen aus

Vor allem aber ist das Verbier Festival eine Ausbildungsstätte für Nachwuchsmusiker. In der hauseigenen Akademie werden die Stars von morgen in Meisterkursen darüber unterrichtet, was von ihnen im Musikbetrieb erwartet wird und was wichtig ist, um eine lang anhaltende Karriere aufbauen zu können. Und auch hier greift die Kultur des Austauschs, die das Festival ausmacht. Viele Orchesterproben und Meisterkurse sind öffentlich, so dass hier nicht nur Künstler und Lehrer zusammenkommen, sondern auch das Publikum Teil des Unterrichts wird. Das macht sie für die Besucher viel zugänglicher und sorgt für eine persönliche Atmosphäre während des Festivals. Das war Engstroem schon bei der Gründung ein persönliches Anliegen.

So international wie die Künstler ist auch das Publikum. Dennoch wünscht sich Engstroem noch mehr Besucher aus Deutschland: „Verbier liegt zwar auf der französischsprachigen Seite der Schweiz und ich weiß, dass das bei manchen Bedenken auslöst. Das sollte es aber nicht.“ Sprache sei keine Barriere, auch nicht im Team selbst. „Verbier ist extrem international und die Festivalsprache ist Englisch.“ Und am Ende zählt hier ohnehin die Sprache der Musik.

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