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„Wir versuchen, die Menschen im Tal auf den Berg zu bekommen“

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Verbier Festival

Das Verbier Festival ist nicht nur eines der bekanntesten Musikfestivals in Europa, es ist auch das geografisch am höchsten gelegene. Auf 1.500 Höhenmetern kommen hier jeden Sommer das Who’s Who der Klassikszene sowie zahlreiche talentierte Nachwuchsmusiker zusammen.



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Das Verbier Festival lockt viele Besucher vor allem wegen der großen Stars an. Was bietet das Programm darüber hinaus?

Martin T:son Engstroem: Ich kenne die meisten Künstler, die ich einlade, und weiß, wie ich sie herausfordern oder zu etwas stimulieren kann, das sie vorher noch nie gemacht haben. Deswegen schlage ich ihnen gerne Dinge vor, von denen ich denke, dass sie ihnen Spaß machen könnten – oder solche, über die sie noch nie nachgedacht haben. Ich mag es auch, Künstler zusammenzubringen, die sich noch nie getroffen haben. Außerdem plane ich das Programm immer so, dass die Musiker ein Programm zeigen, das sie woanders nicht machen. Wir haben dieses Jahr beispielsweise Evgeny Kissin, der ein Duo-Recital mit András Schiff spielt und auch in einer Theaterproduktion mit Thomas Hampson zu hören ist. So geht es mir auch mit unserem Verbier Festival Orchester, das ja ein Jugendorchester ist. Ich versuche immer ein Repertoire zu finden, das die jungen Musiker herausfordert interessiert.

Was ist Ihr persönliches Highlight in diesem Jahr?

Engstroem: Mich fasziniert der junge japanische Pianist Mao Fujita, den ich vor fünf Jahren entdeckt habe, als ich in der Jury des Internationalen Clara-Haskil-Klavierwettbewerbs saß. Er war damals gerade einmal neunzehn Jahre alt. Im darauffolgenden Jahr haben wir ihn in unsere Akademie aufgenommen, wonach er kurze Zeit später die Silbermedaille beim Internationalen Tschaikowsky-Wettbewerb gewonnen hat. Letzten Sommer habe ich ihn zum Verbier Festival eingeladen, wo er alle Klaviersonaten von Mozart aufgeführt hat. Fujita ist jemand, dem ich gerne zuhöre, egal was er spielt. Obwohl er noch so jung ist, hat er am Klavier etwas zu sagen. Außerdem freue ich mich auf Mikhail Pletnev, weil ich nie weiß, wie er klingt, wenn er spielt. Die Art wie er performt hängt davon ab, wie er sich an dem Tag fühlt. Das macht es immer interessant. Insgesamt haben wir aber eine gesunde Mischung aus jungen Nachwuchssolisten und großen Stars, auch im Bereich der Oper. Es gibt dabei niemanden, der vor den anderen herausragt, was ja ohnehin immer Geschmacksache ist. Aber alle Künstler habe ich persönlich ausgewählt, und so gibt es niemanden, den ich nicht verehre oder respektiere.

Jetzt hat das Verbier Festival dank seiner Kooperation mit der Deutschen Grammophon auch ein eigenes Label, Verbier Festival Gold.

Engstroem: Wir nehmen schon seit 1995 alle Konzerte im Rahmen des Festivals auf. Diese haben wir digitalisiert und uns somit ein enormes Archiv aufgebaut. Durch die Kooperation mit der Deutschen Grammophon werden wir über drei Jahre hinweg jeden Monat eines dieser Konzerte digital veröffentlichen. Den Anfang macht Giuseppe Verdis „Messa da Requiem“, was für mich so ein physisches Stück ist, dass es mir schwerfällt, es nicht von der ersten bis zur letzten Note zu hören. Dann haben wir Yuja Wang, die damals unter der Leitung von Kurt Masur Mendelssohns Klavierkonzert gespielt hat, eine Aufnahme, die ich auch sehr mag, weil ich finde, dass sie vor allem Mendelssohn außergewöhnlich spielt. Und es wird eine Veröffentlichung mit Bryn Terfel geben, der mit seiner gloriosen Stimme ein tolles Konzert mit Liedern von Schubert, Schumann, Ibert und Quilter gegeben hat.

Sie haben das Festival 1994 gegründet, nach knapp dreißig Jahren gehört es zu den bekanntesten und wichtigsten Festivals in Europa. Gibt es für Sie noch offene Wünsche?

Engstroem: Ich würde gerne ein Konzerthaus bauen. Das ist eine große persönliche Herausforderung für mich. Ich denke nämlich, dass das ein wichtiger Punkt für den Fortbestand des Festivals nach meiner Zeit ist. Es ist aber auch eine logistische Herausforderung, weil es in Europa nicht ein Konzerthaus auf 1500 Metern Höhe gibt. Es gibt sie in den USA und in Asien, vor allem in Japan, aber nicht in Europa. Dieses Konzerthaus sollte das ganze Jahr über Publikum anziehen. Aber da müssen natürlich auch die Bürger von Verbier zustimmen. Normalerweise gehen die Menschen für kulturelle Aktivitäten wie Kino, Theater oder Konzert ins Tal. Wir hingegen versuchen, die Menschen im Tal auf den Berg zu bekommen. Ich muss also nicht nur das Geld für ein solches Unterfangen zusammenbekommen, sondern auch überlegen, wie ich das alles umsetzen kann. Derzeit kommen wir damit ganz gut voran, sind aber noch nicht am Ziel.

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