In vielen TV- und Online-Formaten vermitteln Sie Wissen an Groß und Klein. Muss man etwas wissen, um klassische Musik genießen zu können?
Ralph Caspers: Das muss man nicht, aber es hilft, die Musik besser zu verstehen. Das habe ich erfahren, als ich in einer Kinderopernfassung von Offenbachs „Orpheus in der Unterwelt“ die Rolle der „Öffentlichen Meinung” übernommen und das Stück sehr, sehr oft gehört habe. Ich konnte immer mehr Feinheiten erkennen und mich daran erfreuen. Klassik erfordert mehr Zeit, sie zu entdecken, als wir das durch einen dreiminütigen Popsong gewohnt sind. Ich wünsche mir, dass Menschen ihre Scheu verlieren, Oper und klassische Konzerte zu besuchen.
In Ihrer Jugend hörten Sie Metallica, jetzt machen Sie neugierig auf klassische Musik. Wie kam es dazu?
Caspers: In Kontakt zur Klassik bin ich durch Instrumentalunterricht als Kind gekommen. Ich habe Gitarre und Kontrabass gespielt, letzteren auch im Schulorchester. Aber ich bevorzuge bis heute kein Genre beim Musikhören und finde, es gibt immer Berührungspunkte. Das kulminiert in der Absurdität der Zeichentrickserie „Die Simpsons“, die vorausgesagt hat, dass die Hip-Hop-Formation Cypress Hill mit dem London Symphony Orchestra zusammen auf die Bühne geht. Das ist jetzt Realität geworden!
Haben sich innerhalb der Klassik besondere Vorlieben entwickelt?
Caspers: Ich mag es, überrascht zu werden und kann mich daher auch für Neue Musik begeistern, die meine Ohren ganz anders fordert als die Gassenhauer. Wobei mich eine „Ode an die Freude“ auch umhauen kann.