Sie haben die kontinuierliche Weiterentwicklung des Bereiches Musikvermittlung miterlebt und mitgestaltet. Wie haben Sie den Einschnitt durch den coronabedingten Lockdown an der Oper erlebt?
Frank Rohde: Ich hatte gerade ein Projekt mit Studierenden der Musikhochschule begonnen. Diese hätten dann vor den Osterferien um die 35 Workshops an Schulen angeleitet und die Teilnehmer darauf vorbereitet, in Vorstellungen von „Turandot“ zu gehen. Ungefähr tausend Schüler wären in die Oper gegangen, die Studierenden hätten tolle Unterrichtserfahrungen gemacht. Wir hatten gerade die ersten zehn hinter uns gebracht, dann war es plötzlich aus. Das war sehr traurig für alle Beteiligten.
Was bedeutet die Situation für Vermittlungsprogramme an den Schulen?
Rohde: Bei uns in der Abteilung stand nicht zur Debatte, alles hinzuschmeißen, stattdessen haben wir uns nach dem Wie gefragt. Wie können wir Workshops in Zukunft unter den Auflagen so gestalten, dass sie stattfinden können? Abstandsregelungen und Theaterworkshops – das passt eigentlich nicht zusammen! Wir haben uns aber eine Menge Gedanken gemacht, und es hätte irgendwie funktioniert, nur die Schulen hatten ein Exkursionsverbot. Außerdem gab es dann auch erstmal keine Vorstellungen, so dass es auch wenig Sinn gemacht hätte, mit diesem Angebot an die Schulen zu kommen. Wir freuen uns sehr auf die Lockerungen, die noch vor den Herbstferien für die Schulen angekündigt wurden.
War die Umstellung auf digital keine Lösung?
Rohde: Wir haben tatsächlich angefangen, das Online-Angebot zu erweitern. Vom „Socken-Theater“ bis zum Bauplan einer Dicso-Kugel, die unsere Beleuchtungsabteilung hervorgezaubert hat. Erstaunlicherweise erfreute sie sich im Netz auch großer Beliebtheit! Aber es macht keinen Sinn, so unglaublich viel in diesen Bereich zu investieren. Das ist nicht Theater. Theater ist nicht online, sondern eine sinnliche und körperliche Erfahrung. Der Witz an Oper ist, das sie live stattfindet! Wenn Sie noch nie in der Oper waren und wollen sich zum ersten Mal damit beschäftigen, dann rate ich Ihnen: Vermeiden Sie es, eine Oper im Fernsehen anzuschauen! Danach gehen Sie erst Recht nicht. Kommen Sie lieber bei uns vorbei! Das Live-Erlebnis ist unsere Stärke. Corona war diesbezüglich ein Killer.
Wie ist Ihre Perspektive?
Rohde: Die Kinderoper Köln hat vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen eine Förderung von 1,24 Millionen Euro erhalten. Das ist ein gewaltiger Schritt vorwärts. Bis jetzt gab es eine einzige Stelle für die Kinderoper, die die Leiterin Brigitta Gillessen besetzte. Alle anderen haben ihr Engagement in diesem Bereich aus ihren Ressourcen für die Oper Köln bestritten. Über die Mittel des Landes für das Programm „Neue Wege“ können wir endlich zusätzliche Stellen schaffen! Mir liegt vor allem unsere Initiative „Oper für Jung und Alt“ am Herzen. Es trägt noch eine ganz andere Perspektive an die Kinderoper heran. Das Repertoire der Kinderoper besteht im Wesentlichen aus klassischen Opern, die für Kinder in Länge und Format angepasst wurden – oft genug mit der Expertise der Kinder zusammen. So wird die Welt der Erwachsenen-Opern für Kinder durchlässig. Und das funktioniert eben auch in die andere Richtung. Die Kinderoper kooperiert mit Kindergärten, Schulen und Seniorenheimen gleichermaßen. Sie ist gedacht für alle Menschen, die es nicht so leicht schaffen, sich drei Stunden ins Theater zu setzen. Also auch Senioren, die gar nicht an Demenz erkrankt sein müssen. In den Vorstellungen sitzen wirklich Jung und Alt, und das aktiviert alle! Obwohl das personal- und kostenintensiv ist, sollten das noch mehr Bühnen machen. So kompliziert ist das nämlich auch wieder nicht und der Erfolg ist umwerfend!