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Blickwinkel: Franz Xaver Ohnesorg

„Dieser besondere Moment“

Der Intendant des Klavier-Festivals Ruhr, Franz Xaver Ohnesorg, über schmerzhafte Konzertabsagen, Lichtblicke inmitten der Corona-Krise und über seine Vorfreude auf die Rückkehr zur Normalität.

vonFrank Armbruster,

Herr Ohnesorg, seit wann gibt es wieder Livekonzerte im Rahmen des Klavier-Festivals Ruhr?

Franz Xaver Ohnesorg: Wir haben in der ersten Staffel im Juni dieses Jahres mit Streamingkonzerten begonnen, Mitte Juni dann auch mit Livekonzerten. Am 3. September beginnen wir mit der zweiten Staffel unserer rund fünfzig Konzerte.

Wie lange war davor die Pause, in der nicht gespielt werden konnte?

Ohnesorg: Ab Oktober 2020, mit der dritten Coronawelle, mussten wir insgesamt dreizehn Konzerte absagen. Das war sehr schmerzhaft. Immerhin holen wir einen Teil der abgesagten Konzerte jetzt nach.

Sie hatten ja für 2020 einen Beethoven-Schwerpunkt geplant …

Ohnesorg: (lacht) Ja, wir waren tatsächlich so ehrgeizig, alles zu programmieren, was Beethoven für Klavier solo komponiert hat! Das war dann durch Corona nicht mehr möglich. Aber einige Konzerte aus dem Sonatenzyklus können wir im Herbst jetzt nachholen, darunter auch jene mit Jos van Immerseel und Kristian Bezuidenhout auf Originalinstrumenten der Beethovenzeit.

Wie war das, nach so langer Zeit wieder Livekonzerte hören zu können? Vermutlich steigt die Wertschätzung, wenn das Gewohnte nicht mehr selbstverständlich ist.

Ohnesorg: Das gilt ja für viele Lebensbereiche, aber besonders für das Konzertleben, wenn das Hier und Jetzt, die Aura, um die es ja bei jedem Konzert geht, nochmal neu erspürt und wahrgenommen wird. Dieser besondere Moment, wenn ein Künstler sich vor Publikum völlig der Musik und auch dem Risiko des Gelingens aussetzt – das ist etwas, was uns allen wahnsinnig gefehlt hat. Auch den Pianisten, die nach teilweise monatelanger Zwangspause wieder bei uns aufs Podium zurückkehren konnten.

Konnten Sie die konzertlose Zeit für sich nutzen?

Ohnesorg: Wir haben uns organisatorisch neu aufgestellt, indem wir unseren Kartenvertrieb radikal digitalisiert haben. So können wir jetzt beispielsweise Saalpläne selbst ändern, wie das derzeit unter Corona-Bedingungen oft kurzfristig notwendig ist. Außerdem haben wir den Service verbessert. Wir haben für alle Kunden eigene Konten eingerichtet und können die Eintrittskarten auch personalisieren. Und es gibt jetzt einen QR-Code auf allen Tickets, über den man das Programmheft vorab herunterladen und sich auch unsere circa zehnminütige Konzerteinführung „Intro To Go“ anhören kann.

Was hat die Corona-Zeit für Ihre Educationprogramme mit Schulen bedeutet? Ließ sich etwas davon in das Homeschooling integrieren?

Ohnesorg: Über diese Frage freue ich mich besonders, weil wir da ausgesprochen schöne Erlebnisse hatten. Als die Pandemie ausbrach und die Schulen geschlossen wurden, dachten wir, dass unsere Angebote in der Corona-Zeit nicht gebraucht würden. Aber das Gegenteil war der Fall. Die Schulen haben gesagt: Wir brauchen euch dringend! Was man nicht in geschlossenen Räumen machen durfte, haben wir dann einfach ins Freie verlegt, im Pausenhof oder auch auf Freiflächen ein Klavier aufgestellt und Workshops durchgeführt.

Wieviel Prozent der Sitzplätze können Sie aktuell unter Corona-Bedingungen verkaufen?

Ohnesorg: Die neuesten Regelungen ermöglichen die Vollbesetzung. Das machen wir bei den Septemberkonzerten allerdings nicht, denn die Kunden haben ihre Karten ja unter anderen Bedingungen gekauft. Dafür darf man im Saal dann die Maske abnehmen.

Wie läuft der Vorverkauf für die zweite Staffel?

Ohnesorg: Wir können uns nicht beklagen. Natürlich merkt man bei manchen Konzerten eine gewisse Zurückhaltung, aber ich bin zuversichtlich, dass wir wie im Juni gut gefüllte beziehungsweise ausverkaufte Säle haben werden.

Auf welche Konzerte freuen Sie sich persönlich am meisten?

Ohnesorg: Die Antwort darauf fällt mir schwer – aber ich freue mich zum Beispiel sehr, dass uns András Schiff die Treue hält und Krystian Zimerman wiederkommt. Auch freue ich mich auf die insgesamt zwölf Debütanten und natürlich die fünf Konzerte zum 90. Geburtstag von Alfred Brendel, den wir nun in seiner Gegenwart quasi nachfeiern.

Können Sie noch einen kurzen Ausblick auf die nächste Saison geben – was ist in Planung?

Ohnesorg: Ich hoffe, dass wir im nächsten Jahr wieder ein reguläres Programm machen können, von April bis Juli. Am Programm arbeiten wir noch, aber wir haben schon einige schöne Projekte, darunter zwei Uraufführungen.

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