Ein großer Poser und Selbstdarsteller ist Fabian Müller eigentlich nicht. Seine Social-Media-Kanäle pflegt der Pianist zwar schon mit einer gewissen professionellen Ernsthaftigkeit, doch vor allem auch mit einer gehörigen Portion Selbstironie. Für ihn ist es in erster Linie ein großer Spaß und eine gute Möglichkeit, mit den Menschen in Kontakt zu bleiben. Auf die InstaView-Sitzung via zoom hat sich Fabian Müller bewusst nicht vorbereitet – und ist gleichermaßen überrascht wie nostalgisch angetan von den zahlreichen bunten Erinnerungen, die die ausgewählten Bilder in ihm aufsteigen lassen.
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Einer der schönsten Aspekte an meinem Beruf als Pianist ist, dass ich durch Konzertreisen immer mal wieder in die Berge komme. An jenem Abend hatte ich einen Auftritt in der Nähe von Innsbruck – man sieht die Stadt im Hintergrund – und bin vormittags nochmal wandern gegangen. Ich weiß auch noch genau, was ich da höre: „Über den Wolken“ von Reinhard Mey. Musikhören beim Spazierengehen ist für mich eine der natürlichsten Formen des Musikerlebens. Das habe ich schon als Kind gemacht. Ich ziehe da immer sehr viel Energie und Freude heraus. Es gibt dabei übrigens wenig, was ich nicht höre. Klassik, Jazz, Filmmusik, Pop, Rock, Charts, Hip Hop – alles dabei.
Als kleines Kind habe ich oft Schallplatten von Daniel Barenboim gehört. Er war immer eine Legende für mich. Dass ich jetzt da sitze, er legt die Hand väterlich auf meine Schulter – ich bin eigentlich niemand, der sehr stolz ist auf Dinge, die er erreicht hat. Aber dass ich mich offenbar so verantwortungsvoll mit Musik beschäftigt habe, dass ich jetzt von großen Künstlern wie Daniel Barenboim akzeptiert werde – das ist schon sehr ermutigend. Ich sollte ihm damals die Hammerklaviersonate von Beethoven vorspielen. Er war sofort begeistert und hat mich direkt in die Berliner Staatsoper eingeladen. Das Konzert musste dann leider ausfallen, weil er krank wurde.
Da wäre ich jetzt gerne! Urlaub in Värmland, Schweden. Ein Freund hat uns gezeigt, wie man angelt, und ich muss leider sagen: Ich hasse Angeln! (lacht). Ich bin ein sehr aktiver Mensch, muss immer in Bewegung sein. Und Angeln ist nunmal sehr statisch und für mich deshalb unglaublich langweilig. Aber ich liebe Skandinavien, die unberührte Natur und diesen See, da wollte ich es einfach mal ausprobieren. Irgendwie hat es ja auch Spaß gemacht. Wir haben einen riesigen Hecht gefangen. Das war schon ein tolles Erfolgserlebnis. Und ich habe wenigstens versucht, wie ein Profi auszusehen. Das Bild zeigt also mehr fishing for compliments als richtiges Fischen.
Das war in Süddeutschland, daheim beim Intendanten der Tauberphilharmonie. Ich sollte ihm einen Gefallen tun und dieses Huhn in einen Käfig tragen. Das war ein riesiger Spaß! Das Huhn war verdammt schnell und ich hatte Angst, dass es mir noch davonflattert. Ich war dann richtig stolz, dass ich es doch noch in die Finger bekommen habe. Tiere mag ich sehr gern, am liebsten beobachte ich sie aber draußen in der Wildnis. Da erinnern sie einen manchmal daran, dass man auch als Mensch nur Teil der Natur ist. Ich bin übrigens auch ein großer Fan von Dinosauriern, und Vögel sind bekanntlich deren nächste Nachfahren. Kann man auf diesem Bild auch sehr schön sehen.
Die große Demo in Köln, kurz nach dem russischen Überfall auf die Ukraine. Wenn solche schrecklichen Dinge passieren, fühlt man sich so machtlos. Da können solche Aktionen helfen. Es mag abstrus klingen, es war ja ein schlimmer Anlass, aber es war irgendwie ein schöner Tag. Die Sonne schien und es herrschte diese kollektive friedliche Stimmung mit diesem riesigen gemeinsamen Wunsch, dass das aufhören muss. Damals war man noch so voller Hoffnung und jetzt geht das schon so lange. Ich werde ganz nostalgisch bei dem Bild. Diese ganze Hoffnung, die ich da ausstrahle, habe ich im Moment total verloren. Meine eigentliche Karriere hat etwa 2017 begonnen, und ich habe das Gefühl, seitdem ist die Welt im Ausnahmezustand.
Das war bei meiner ersten Klavierlehrerin. Ich weiß gar nicht, wie alt ich da bin. Sie ist eine ganz großartige Lehrerin und hat mich sehr für meinen weiteren Weg inspiriert. Heutzutage ist Musikmachen für mich leider fast immer mit dem Beruf verknüpft. Auch damals wollte ich schon Pianist werden, aber ich habe trotzdem auf nichts hingearbeitet, sondern einfach nur für mich aus Spaß gespielt. Alles andere war mir ganz egal. Das Klavierspielen war meine Insel, und ich hoffe, dass ich irgendwann, wenn meine Karriere eines Tages beendet ist, wieder auf dieser Insel lande.
Nichts hat mein Leben so sehr verändert wie die Geburt unserer Tochter letztes Jahr, und niemals zuvor habe ich etwas Schöneres erlebt. Man kann sich vorher überhaupt keine Vorstellung davon machen. Plötzlich ist dieses Kind da und man ist irgendwie total überfordert, aber unglaublich glücklich dabei. Von heute auf morgen wird alles andere so unwichtig. Und das ist vielleicht das größte Geschenk, das Kinder einem machen können, dass sie einem zeigen, was wirklich zählt im Leben. Organisatorisch ist es natürlich eine Katastrophe. Ich bin durch Konzerte viel unterwegs, meine Frau arbeitet als Ärztin. Wir müssen jeden Tag komplett durchstrukturieren.
Ich mache viel Sport. Sehr gerne Ballsport aller Art, am liebsten jedoch Fußball. Ich bin ein großer Messi-Fan. Der ist für mich wie Mozart. Leider fehlt mir häufig die Zeit zum Fußballspielen, deshalb gehe ich meist nur schnell ins Fitnessstudio. Dieses Bild war lustigerweise lange der Beitrag mit den meisten Likes auf meiner Seite. Das verrät viel über das Social Media-Prinzip: Ich bin Pianist und poste die ganze Zeit Konzertbilder und -videos, aber die meisten Likes bekommt am Ende natürlich das Nacktbild (lacht). Für mich völlig okay, aber deshalb kann ich mich auf Social Media auch nicht so ernst nehmen. Das Bild entstand übrigens in Italien während der Elternzeit.
György Kurtág ist einer der bedeutendsten zeitgenössischen Komponisten. Ich habe viele Werke von ihm gespielt und durfte ihn dann einmal in Budapest besuchen. Leute wie er legen überhaupt keinen Wert auf ihre Funktion oder Bedeutung in der Musikgeschichte, sondern sie wollen einfach nur Musik machen. Das bewundere ich sehr. Ich habe ihm eines seiner Stücke vorgespielt, das wir dann über zwei Stunden lang Takt für Takt erarbeitet und diskutiert haben. Das war wirklich inspirierend und ich habe unglaublich viel gelernt. Er ist ein sehr herzlicher Mensch. Streng, wenn es um das Fachliche geht, aber sehr liebevoll.