„Es kommt mir langsam vor, als würde ich fast nur Blödsinn auf meinem Instagramkanal posten“, lacht Magdalena Hoffmann als sie beim virtuellen Interviewgespräch die geheime Auswahl ihrer eigenen Social-Media-Beiträge in Augenschein nimmt. Zurzeit ist die gebürtige Baselerin viel gefragt: Bereits seit 2018 ist sie Solo-Harfenistin beim Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, seit 2021 steht sie bei der Deutschen Grammophon unter Vertrag. Und tatsächlich: Obwohl sie, wie sie sagt, ihren Insta-Kanal eigentlich nur aus beruflichen Gründen pflege, findet sich darauf allerhand Spaßiges.
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Das Bild spricht für sich. Es sieht immer so aus, als ob uns alles ganz leicht fallen würde auf der Bühne. Aber ich glaube, jeder Musiker kennt diese inneren Monologe. Ich bin eigentlich immer nervös bei Auftritten, vor allem bei solistischen wie diesem hier. Ein bisschen Lampenfieber ist gut, denn es unterscheidet ja das Konzert von der Probe und macht den Moment zu etwas Besonderem. Wenn es aber überhandnimmt, muss man was machen – ich habe dafür mal eine Zeit lang mit einem tollen Mentalcoach gearbeitet, der auch Olympiasportler betreut.
Haha, wann ist das denn nochmal entstanden? Hier hatte die Harfe während der Orchesterprobe wohl mal wieder nicht so viel zu tun, und ich hatte scheinbar einen guten Blick auf die Klarinetten (lacht). Ich habe immer schon viel gezeichnet. In meiner Familie gibt es auch Künstler, das Malen war zu Hause immer präsent. Meist sind meine Zeichnungen ganz freie Assoziationen aus dem Moment heraus. Dann entstehen in meinem Kopf plötzlich irgendwelche Absurditäten, die dann auch raus müssen. Hier wurden also die Klarinetten plötzlich Rüssel … Es gibt auch noch ein anderes, wo die Kontrabässe zu Geiern wurden – sie haben’s mir aber nicht übelgenommen.
Das war beim BRSO-Familientag mit dem Kinderfernsehmoderator Checker Tobi. Da haben wir einen Orchesterparcours gemacht, wobei an „meiner“ Station eben auch „Pfeile“ von den Harfensaiten abgeschossen wurden – also eigentlich sind das einfach Bleistifte mit angeklebten Federn, die hat man dann auf eine sehr bayrische Zielscheibe geschossen. Ein großer Spaß. Es war aber nicht das erste Mal: Bei meinem Kindertheaterprojekt „Odyssee auf 47 Saiten“ habe ich die Harfe auch schon als Bogen benutzt. Die Assoziation liegt ja auch gar nicht so fern – schließlich kann man sich gut vorstellen, dass ein Bogenschütze vor Urzeiten mal auf seiner Bogensehne herumgezupft und sich gedacht hat: „Klingt eigentlich ganz gut!“
Ja, hier auch wieder von Kindern umringt – mit Kindern zu arbeiten macht riesigen Spaß, da entstehen manchmal die lustigsten Situationen … Hier natürlich die klassische Szene, vermutlich bei einem Tag der offenen Tür: Wollt ihr mal die Harfe ausprobieren? Und dann sind die meisten nicht zu bremsen. Mindestens einmal Glissando rauf und runter muss sein. Die Harfe wird zum Spielplatz. Tatsächlich sieht man aber dabei sehr schnell, welche Kinder schon mehr Spannung in den Fingern haben und welche weniger. Eine der meistgestellten Fragen von den Kindern ist übrigens ganz pragmatisch: Wie teuer ist eine Harfe?
Ja, da sieht man wahrscheinlich schon ganz gut, wie ich so drauf war … Mein Vater ist Arzt. Und Papas Büro war für uns Kinder, und besonders für mich, absolut tabu – ganz zu schweigen von den Unterlagen, die darin verwahrt wurden. Naja, man sieht, wie gut das funktioniert hat. Allein dieser Blick sagt alles … Bis ich acht war, habe ich in der Schweiz gelebt (bin aber Deutsche), mit sechs habe ich angefangen Harfe zu spielen, hier bin ich laut meiner Mutter noch nicht mal ganz zwei Jahre alt, aber offensichtlich total durchtrieben. Das ist also ein paar Jahre bevor ich von Weitem eine Harfe gesehen und mir in den Kopf gesetzt habe, dass ich das spielen will.
Ah, der fantastische Iván Fischer. Das war schön. Eine ganz typische Situation. Da haben wir auf einer Tournee Mahlers Fünfte gespielt, das müsste in Spanien sein. In einer Pause setzt er sich neben mich an die Celesta, sagt: „Machen wir den Anfang“, und fängt an, den legendären Streicherpart aus Mahlers Adagietto zu spielen. Diese zwei ersten langen pp-Töne, „C … A …“, der Bratschen auf der Celesta, das klingt natürlich ein bisschen kläglich und war ziemlich lustig. Solche Aktionen sind sehr typisch für ihn, er kann am Klavier spontan alles mögliche zusammenimprovisieren, und auch beim Dirigieren bleibt er immer etwas unvorhersehbar. Ein ganz toller Dirigent, wir freuen uns immer, wenn er zu uns ins BRSO kommt.
Es kommt mir langsam vor, als würde ich fast nur Blödsinn auf meinem Instagramkanal posten (lacht). „Someone needs a Haircut“, war hier das Motto. Alle paar Jahre muss man jedenfalls die Basssaiten an der Harfe wechseln. Sieht hier ganz lustig aus, es ist aber tatsächlich sehr aufwändig und ziemlich anstrengend. Aber wir Harfenistinnen sind ja keine Prinzessinnen, wie manche immer glauben.
Das war mit der wunderbaren Tabea Zimmermann bei uns im Werksviertel in München, wo wir auch manchmal abendliche Konzerte in lockerer Atmosphäre geben. Hier hatte ich die hochoffizielle Erlaubnis von Tabea, auf der Bühne einen Bratscherwitz zu erzählen, den sie mir kurz zuvor selber erzählt hat … Bratsche und Harfe sind ja die Instrumente, die mit am meisten einstecken müssen. Wobei die Bratsche vermutlich mehr witzbehaftet und die Harfe mehr klischeebehaftet ist.