Es ist nunmal ein zweischneidiges Schwert: Die Oberflächlichkeit und der ewige Aufmerksamkeitswettbewerb, die in den Sozialen Medien häufig herrschen, sollten nicht im Mittelpunkt eines Künstlers oder einer Künstlerin stehen, findet Pianistin Olga Scheps. Auf der anderen Seite biete Social Media natürlich eine gut Möglichkeit, vielfältig und schnell mit Followern und Fans in Kontakt zu treten. So teilt Olga Scheps auf ihrem Instagram-Kanal – mit immerhin knapp 60.000 Followern – gern regelmäßig Impressionen von ihren Konzerterlebnissen, künstlerischen Begegnungen sowie auch den ein oder anderen persönlichen Moment.
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Südafrika. Meine beste Freundin und ich waren beide gleichzeitig beruflich dort. Ich habe Konzerte gegeben, sie hat als Model gearbeitet. So haben wir fast einen Monat zusammen verbracht und auch noch Silvester und meinen Geburtstag am 4. Januar dort gefeiert. Das war schon eine besondere Reise, denn normalerweise sehe ich leider nur sehr wenig von den Orten, an denen ich Konzerte gebe. Man ist einfach die ganze Zeit durchgeplant und fokussiert. Manchmal ist das auch ein bisschen schade. Deswegen habe ich das sehr genossen.
Ein ganz toller Mensch! Ich durfte Alfred Brendel kennenlernen, als ich fünfzehn war. Zuvor hatte ich ihm einen Brief geschickt mitsamt einer gebrannten CD mit Aufnahmen von mir, unter anderem die Fantasie f-Moll von Frédéric Chopin und eine Beethoven-Sonate. Das waren meine ersten Mitschnitte überhaupt. Plötzlich klingelte das Telefon: „Hallo, Alfred Brendel hier“. Das war schon toll. Ich finde es überhaupt sehr wichtig, dass man einen guten Mentor hat, jemanden, der an einen glaubt. So banal das klingt, das kann sehr helfen.
Das Trikot bekam ich geschenkt. In der Kölner Musikhochschule, wo ich studiert habe, gibt es sehr viele Olgas. Es ist eben einer der häufigsten russischen Namen. Deshalb war ich da immer „die Scheps“. Das Bild hier entstand dann zur Fußballweltmeisterschaft 2018. Sport mag ich generell sehr gerne und zur WM bin ich auch immer gerne zum Public Viewing gegangen. Das hat so was Geselliges. Da habe ich schöne Erinnerungen.
Ja, man nahm es mit Humor. Es blieb einem ja nichts anderes übrig. Man hat einfach nicht daran gedacht, dass sowas wie diese Coronapandemie überhaupt passieren kann. Das lag vorher absolut außerhalb unserer Vorstellungskraft. Jetzt hat jeder seine Geschichten im Zusammenhang mit dieser Zeit. Ich glaube, dass das für die Welt ein großer Einschnitt war, auf vielen Ebenen. Und für mich fühlt es sich immer noch nicht an wie vorher. Ich glaube, das Vorher ist weg. Auch wenn viele so tun, als wäre es nicht so.
Mein kleiner Sohn. Mittlerweile habe ich auch eine Tochter. Familie ist unheimlich wichtig. Ich finde es schön, dass Familienplanung generell individueller geworden ist. Die Männer beteiligen sich heutzutage viel mehr und entwickeln eine größere Nähe zu den Kindern. Dadurch hat man auch als Eltern ein größeres Verständnis für die Probleme des anderen. Es ist natürlich auch wahnsinnig anstrengend, aber was man dafür kriegt, ist so unendlich wertvoll! Außerdem lernt man, viel besser mit Zeit umzugehen. Man selektiert, was wirklich wichtig ist, und geht die Dinge fokussierter an. Ich empfehle jedem Arbeitgeber, junge Eltern einzustellen, weil die in drei Stunden so viel schaffen wie ein anderer in zwei Tagen.
Das war bei „Rhapsody in School“ in einer Bonner Schule. Ich habe mit den Kindern ein Spiel gemacht. Sie sollten die Augen schließen, ich habe ein paar Takte auf dem Klavier gespielt – mal was Lautes, mal was Lyrisches – und dann sollten sie erzählen, woran sie gedacht haben. Es war faszinierend, was für interessante und spannende Geschichten sie dann teilweise erzählt haben. Manche eher abstrakt und wie eine Fantasy-Story, manche tiefsinnig und persönlich. Da hat man wirklich gesehen, was Musik auslösen kann – und auf welch unterschiedliche Art.
Arvo Pärt. Ein richtig toller Komponist, ich liebe seine Musik. Was er da in der Hand hält, ist sein „Lamentate“. Ein unfassbar schönes, tieftrauriges Stück, das ich zusammen mit dem Estonian National Orchestra aufführen durfte. Es hat so viel Tiefe, so viel Herz, es bewegt sich außerhalb der Zeit. Er hat mit uns dieses Stück erarbeitet und viel dazu erzählt. Es war faszinierend. Er ist ein sehr freundlicher, sympathischer Mann. Klar, man ist schon aufgeregt, wenn der Komponist im Saal sitzt und zuhört, und man hat Angst, dass man die Erwartungen nicht erfüllen kann. Aber es ist ja auch ein großer Vorteil, wenn ich den Komponisten direkt Fragen kann, wie ich es spielen soll. Wenn ich zum Beispiel etwas von Beethoven spiele, geht das nicht. Da kann ich immer nur spekulieren.
Das ist bei meinen Eltern im Garten zu jener Zeit, als ich versucht habe, die Mittagsschläfchen von meinem Baby mitzunehmen. Gleichzeitig Mama und Konzertpianistin zu sein, das muss man lernen, gut zu managen. Einerseits hat man seine Konzerte zu geben, andererseits will man so wenig wie möglich weg sein von den Kleinen. Unsere Großeltern helfen meinem Mann und mir sehr. Natürlich kennen es die Kinder auch nicht anders und wissen, dass ich hin und wieder auf Reisen gehen muss. Das ist dann auch okay für sie. Trotzdem muss jeder Monat exakt durchgeplant werden, damit das alles so funktioniert. Es ist immer eine Herausforderung. Aber das ist es auch, wenn man keine Konzertpianistin ist.