Auf ihren Social-Media-Kanälen überlässt Ragnhild Hemsing nichts dem Zufall: Die naturverbundene Geigerin nutzt die öffentlichen Plattformen in erster Linie aus professionellen Gründen, mit der vorschnellen Preisgabe von Privatem gibt sie sich dagegen eher vorsichtig. Fest verwurzelt in ihrer Heimatregion Valdres in Norwegen liefert sie mit ihren bunten Postings dennoch immer wieder spannende Einblicke in Alltag und Berufsleben. Und vor allem lässt sich dabei so manches über die skandinavische Kultur und den typisch norwegischen Lifestyle erlernen.
Klicken Sie sich durch die Galerie:
Das ist einer meiner Lieblingsplätze in den Bergen von Valdres, wo ich herkomme. Im Sommer gehe ich dort sehr gerne wandern, es ist so wunderbar still. Ein toller Ort, um die Batterien aufzuladen, Inspiration zu finden und dem hektischen Alltagsleben zu entfliehen. Es liegt schon oberhalb der Baumgrenze; durch diese Weite bekommt man immer das Gefühl, als wäre man mitten in der Welt von „Herr der Ringe“ oder „Game of Thrones“ unterwegs. Mein Vater war als Polizist sehr viel draußen in den Bergen unterwegs. Meine Geschwister und ich haben ihn oft zur Arbeit begleitet und sind dann einfach dort wandern gegangen. Die Nähe zur Natur war also quasi Teil meiner Erziehung.
Das war letztes Jahr in Eckernförde nach dem Abschlusskonzert unserer Deutschlandtournee. Die Trondheim Soloists sind eine großartige Truppe, wir haben immer viel Spaß. Wir hatten unser „Peer Gynt“-Projekt gespielt und wie man sieht, habe ich typischerweise eine normale Geige und die Hardangerfiedel in der Hand. Ich reise immer mit beiden Instrumenten, weil ich eigentlich bei jedem Konzert auch volkstümliches norwegisches Repertoire präsentiere. Auch Grieg hat sich ja sehr stark an der Volksmusik orientiert und sich von der Hardangerfiedel inspirieren lassen. Der Doppelkoffer für die Instrumente wurde speziell für mich in Cremona angefertigt.
Oh, mein Mann und ich am 17. Mai, dem norwegischen Nationalfeiertag. Der wird hier sehr groß gefeiert. Alle sind in Nationaltrachten gekleidet, schwenken Flaggen, es gibt Umzüge für die Kinder, die Leute jubeln auf den Straßen – ein reines Freudenfest. Es gibt keine Militärparade oder Ähnliches. Man feiert lediglich die Unabhängigkeit und erinnert daran, gerade auch für die nachfolgenden Generationen, dass Freiheit keine Selbstverständlichkeit ist. Die traditionelle Tracht, die wir da anhaben, nennt sich Bunad. Fast jeder in Norwegen hat so eine im Schrank, und je nach Region sehen sie ein klein wenig anders aus.
Dieses Shooting war ein riesen Spaß! Eine Szene im sechsten Teil von Mission Impossible wurde an diesem berühmten Felsen, dem Preikestolen in der Nähe von Stavanger gedreht. Es ist ein sehr beliebtes Ausflugsziel für Wanderer und Touristen. Es war gar nicht so einfach, für das Fotoshooting dort hoch zu kommen. Ich meine, es war eine schöne Tour, aber es war wirklich anstrengend und hat mehrere Stunden gedauert. Wenigstens musste ich nicht in dem Kleid dort hochgehen, sondern konnte mich oben umziehen. Der Fotograf, Nikolaj Lund, wollte dann, dass ich mich direkt an den Rand vom Abgrund lege. Es war schon ein bisschen unheimlich, aber zum Glück habe ich keine Höhenangst! Immerhin geht es da sechshundert Meter tief runter.
Wenn man das so sieht, könnte man meinen, dass ich immer mit dem Geigenkasten auf dem Rücken unterwegs bin. So ist es natürlich nicht. Hier bin ich zusammen mit meiner Schwester Eldbjørg, sie ist auch Geigerin, auf dem Weg zu einem Berggipfel in Valdres, meiner Heimatregion, weil wir dort wieder ein Fotoshooting hatten, diesmal für unser Festival. Generell liebe ich Skifahren sehr, allerdings fahre ich ausschließlich Langlauf. Das ist hier bei uns ein bisschen wie anderswo Fahrradfahren, quasi ein ganz natürliches Fortbewegungsmittel. Man lernt es schon als Kind in der Schule und es gibt eine richtige Infrastruktur an präparierten Loipen. Mir macht es immer noch riesigen Spaß und die Gegend hier ist einfach wunderschön, wie dafür gemacht.
Das sind meine Schwester Eldbjørg und ich, fein herausgeputzt in unseren Trachten zur Bescherung an Weihnachten. Ich bin vielleicht sieben Jahre alt und Elbjørg entsprechend etwa fünf. In dem Alter konnten wir beide schon Geige spielen. Meine Mutter ist Musikpädagogin und Lehrerin und hat auch manchmal in der Gegend Konzerte gegeben. Hin und wieder nahm sie uns mit. Wir haben das sehr genossen, und es hat uns sicher inspiriert. Insgesamt war unser Haus immer von Musik erfüllt. Mein Vater spielte die Langeleik, eine Art traditionelle norwegische Zither.
Tja, die Zeit fliegt … Mittlerweile habe ich selbst zwei Töchter und bemühe mich jedes Jahr aufs Neue, auch ihnen genauso schöne Weihnachtserlebnisse und -erinnerungen zu schaffen, wie ich sie selbst als Kind hatte und noch immer habe. Traditionen sind mir dabei sehr wichtig. Die ganze Familie kommt zusammen, wir backen Kekse und Lebkuchen – die nennen wir hier Pepperkaker. Ein weiteres typisch norwegisches Weihnachtsgebäck sind die Strylle, die sehen aus wie kleine Eistüten.
Neeme Järvi ist eine Legende, ein echter Maestro. Mit ihm zu arbeiten war eine riesige Erfahrung für mich. Dieses Foto ist bei einem Konzert in Tallinn entstanden, ich spielte dort unter ihm das Violinkonzert des estnischen Komponisten Eduard Tubin. Es hat unglaublich viel Spaß gemacht. Als Solist steht man mit dem Dirigenten immer im direkten Dialog und über ihn auch mit dem Orchester. Es ist ein bisschen wie bei der Kammermusik, nur eben im Großformat. Und je nachdem, wie gut dieser Dialog funktioniert, fällt das Ergebnis am Ende immer ein bisschen anders aus. Mit Neeme Järvi war es auf jeden Fall sehr inspirierend.
Das muss während der Osterzeit gewesen sein, denn ich lese einen Krimi, und Krimis sind ja bekanntermaßen fester Bestandteil der norwegischen Ostertradition – warum das so ist, weiß ich eigentlich auch nicht so genau (lacht). Aber fast jeder in Norwegen liest an den Ostertagen Krimis, und es laufen auch rund um die Uhr entsprechende Filmklassiker und alte Krimiserien im Fernsehen. Miss Marple und so weiter. Das ist so Tradition geworden. Ich lese grundsätzlich sehr viel und gerne, nicht nur Krimis! Hier versuche ich mich gerade an „Kniv“ (dt. Messer) von Jo Nesbø – aber meiner Tochter ist das offenbar viel zu langweilig.
Wieder ein Fotoshooting. Auch wenn es nicht so aussieht, aber das war mitten im Mai. Mein neues Album heißt „Vetra“, was im Dialekt der Region Valdres „Winter“ bedeutet. Es war also klar, dass wir wieder Bilder im Schnee brauchten, also mussten wir mal wieder rauf auf die Berge. Es war wirklich sehr, sehr kalt und hat ordentlich gezogen. Eine Windmaschine war jedenfalls nicht nötig. Um es auszuhalten, habe ich versucht, meinen eigenen Verstand auszutricksen und mir die ganze Zeit eingeredet, es sei Sommer und angenehm warm. Aber es war auch ein großer Spaß, ich mag solche extremen Shootings ja sehr gern und dieses war wirklich cool – im wahrsten Sinne des Wortes.