Wenn sie auf der Bühne die Saiten ihres Instruments virtuos zum singen bringt, würde man kaum vermuten, dass Raphaela Gromes eigentlich mehr ein ruhiges, introvertiertes Naturell verkörpert. Für sie steht immer die Musik im Vordergrund. Sich selbst auf Social Media zu profilieren, wie es ihr aus professionellen Gründen einst nahegelegt wurde, sei für sie zu Beginn deshalb höchst ungewohnt gewesen. Doch mittlerweile schätzt die Cellistin, die neben ihrer künstlerischen Tätigkeit auch als Botschafterin der SOS Kinderdörfer sowie der José Carreras Stiftung aktiv ist, die Möglichkeiten des regen Austauschs mit ihren zahlreichen Followern. Und obwohl sie Privates gegenüber Presse und Öffentlichkeit eigentlich grundsätzlich ausspart, ist sie beim InstaView-Gespräch dann doch überrascht, wie viele persönliche Geschichten die Bilder auf ihrem Profil erzählen.
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Das war am Starnberger See bei einem Ausflug mit Freunden. Die haben ein Motorboot, und dann sind wir zum Picknick rausgefahren, wie es sich gehört mit Champagnerflasche, Brotkorb, leckerem Käse und Obst. Ich hatte kurz zuvor eine Aufnahme mit dem RSB in Berlin fertiggestellt. Das war für mich ein Meilenstein, aber auch mit sehr viel Arbeit und Stress verbunden. Diesen ersten freien Tag seit langem habe ich besonders genossen. Ich wohne seit neun Jahren direkt am Starnberger See. In so einer schönen Gegend kann man auch mal zu Hause Urlaub machen.
Hier wollte ich die Menschen mal mit hinter die Kulissen nehmen. Der Musikerberuf findet ja nicht nur auf der Bühne statt mit Glamour und schicker Garderobe, sondern bedeutet auch sehr viel Arbeit. Neben dem Üben am Instrument und mentaler Stärkung gehört regelmäßiges physisches Training dazu. Man wendet beim Spielen sehr viel Kraft auf und belastet seinen Körper in der Regel sehr lange sehr einseitig. Da muss man aufpassen, dass die Muskulatur stabil bleibt. Wenn ich nach einem längeren Urlaub wieder anfange zu spielen, merke ich das auch meist sofort in der Schulter. Nicht umsonst gibt es den Beruf des Musikermediziners.
Oh, einer der schönsten Momente in meinem musikalischen Leben. Der Meisterkurs bei Yo-Yo Ma in München beim Bayerischen Rundfunk. Die Anmeldeliste war ewig lang, nur drei Leute wurden ausgewählt. Und ich war eine der Glücklichen. Anfang 2016 war das. Diese positive Energie und das Charisma von Yo-Yo Ma haben mich sehr beeindruckt. Ich habe sofort ganz anders gespielt als sonst, allein durch diese Inspiration, die er einem mitgegeben hat. Er hat auch einen sehr ansteckenden Humor, wie man auf dem Bild sieht!
Schon seit einigen Jahren bin ich Botschafterin der SOS-Kinderdörfer. Das hier war in der Mongolei. Später waren wir auch noch im Libanon und in Mexiko und zuletzt in der Ukraine. Elternlose Kinder sollen in den Dörfern aufwachsen können wie in einer normalen Familie. Sie sehen sich untereinander als Geschwister, sie haben feste Bezugspersonen, bekommen Liebe, Stabilität und ein sicheres Zuhause. Oft musiziere ich bei meinen Besuchen mit den Kindern oder gebe kleine Musikkurse. In der Mongolei haben die Kinder uns auch vorgesungen und vorgetanzt – das werde ich nie vergessen. Ich gehe oft hin und will etwas bringen, aber letztlich nehme ich meist viel mehr mit, als ich dort jemals geben könnte.
Dieses Foto ist etwas sehr Besonderes, weil ich eigentlich eine Katzenhaarallergie habe! Aber ich liebe Katzen, und meistens kann ich nicht anders, als sie trotzdem zu streicheln und zu knuddeln. Und danach muss ich dann fürchterlich leiden und kriege Allergieschocks, verquollene Augen und Asthmaanfälle. Aber ich kann mich nun mal nicht immer fernhalten von diesen wunderschönen Tieren. In dem Fall war das übrigens eine Katze von Freunden in Portugal, wo ich nach einem Konzert noch ein paar Tage frei hatte.
Da bin ich schon im Nachthemdchen und will abends unbedingt noch einen Ton Cello spielen, bevor ich ins Bett gehe. Ich bin etwa vier und war schon damals absolut verliebt in das Instrument. Man sieht da am Bogen noch diese rote und weiße Einteilung. Anfangs nutzt man ja noch nicht die ganze Bogenlänge, deshalb setzt man solche Markierungen als Hilfsmittel … Aber den typischen konzentrierten, versunkenen Cellisten-Blick hatte ich schon damals ganz gut drauf, finde ich! (lacht)
O ja, das war einer der letzten Urlaube, die ich mit meinem Vater gemacht habe. Dass wir beide ein rotes T-Shirt anhatten, war reiner Zufall und wahrscheinlich auch der Grund, warum dieses Bild entstanden ist. Mein Vater war, wie meine Mutter auch, Cellist und hat mich an das Instrument herangeführt. Leider ist er vor einiger Zeit an Leukämie gestorben. Ein Grund, warum ich mittlerweile auch Botschafterin für die José Carreras Stiftung bin. Er war wirklich ein Traumvater. Er war immer für mich da und hat mir all seine positive Kraft und Energie mit auf den Weg gegeben. Dafür werde ich ihm immer dankbar sein.
Das Bild zeugt von einer Zeit, in der das Auftreten leider nicht möglich war: Während der Corona-Krise, nach dem ersten Schock über den Lockdown, bin ich erst mal in eine Koch- und Backmanie gefallen und habe jeden Tag wie eine Verrückte Kuchen gebacken – die mussten dann natürlich auch alle gegessen werden … Ich backe immer noch sehr gerne, aber mein Terminkalender ist jetzt meistens wieder so voll, dass ich gar nicht mehr dazu komme. Vielleicht ist das gut so – auch im Hinblick auf meine Konzertkleider. (lacht)
Wenn ich neue Stücke einstudiere und etwas Zeit habe, ziehe ich mich dafür gerne zurück an abgelegene Orte. In dem Fall waren es die Kapverden. Da habe ich die Werke für mein Album „Femmes“ einstudiert und jeden Tag mehrere Stunden am Strand in Komponistinnen-Biografien gelesen. Man sieht es nicht auf dem Bild, aber direkt hinter der Kamera lag ein großes Schiffswrack. Und ich konnte nicht widerstehen, mich einmal davorzusetzen und „Fluch der Karibik“ auf dem Cello zu spielen.
Mein kürzlicher Besuch in der Ukraine war eines der eindrücklichsten Erlebnisse, die ich je hatte. Die Kinderdörfer wurden dort in erster Linie für die Kinder von Gefallenen eingerichtet. Es ist unbegreiflich, was die Menschen dort erleben müssen. Täglich gab es mehrfach Bombenalarm – zum Glück ist nie etwas passiert. Umso ergreifender ist es zu sehen, wie die Menschen dort stark bleiben, die Hoffnung nicht verlieren und so gut es geht, ihr Leben weiterleben. Kiew ist eine so wunderschöne Stadt. Auf dem Michaelisplatz, den man auf einem der Bilder sieht, haben die Ukrainer als Mahnmal jetzt besiegte russische Panzer und von den Russen zerstörte ukrainische Zivilfahrzeuge ausgestellt.
Hier sind zwei Leidenschaften auf einem Bild vereint: Yoga und Bergwandern. Als ich vor neun Jahren in die wunderschöne Region am Starnberger See gezogen bin, hatte ich mir fest vorgenommen, mindestens einmal im Monat in den nahen bayerischen Alpen wandern zu gehen. Mittlerweile bin ich froh, wenn ich es einmal im Jahr schaffe. Beruflich bin ich viel im Trubel, in Städten, an Bahnhöfen und Flughäfen unterwegs. Deshalb suche ich mir, wenn ich frei habe, gerne solche ausgleichenden Ruhepole in der Natur. Der Aufstieg zur Kreuzspitze war allerdings gar nicht so ohne und ziemlich steil. Auf den letzten Metern hatte ich ein bisschen Angst. Aber ich hab’s geschafft und sehr genossen!