Ich habe das Stück schon früh kennengelernt. Das habe ich vor allem meinem Lehrer Tibor Varga zu verdanken, der an der Musikakademie in Budapest bei Leó Weiner studiert hat. Dort erlebte er auch Béla Bartók und Zoltán Kodály und lernte Zoltán Székely, den Widmungsträger des Konzertes, kennen. Varga hat von diesen Begegnungen so interessant erzählt, dass ich schon mit zwölf Jahren Aufnahmen von Bartóks Werken rauf und runter gehört habe. Selbst gespielt habe ich das Violinkonzert aber erst mit Anfang zwanzig. Als ich es dann auf der Bühne gespielt habe, ging ein lang gehegter Wunsch in Erfüllung.
Ungewöhnlich ist, dass Székely Bartók viele Anregungen zu dem Violinkonzert gegeben und dieser sie größtenteils auch umgesetzt hat. Das ist ein großer Schritt für einen Komponisten, allerdings hat Székely auch selbst komponiert und dadurch eine wirklich fundierte Meinung. Musikalisch fasziniert mich daran die perfekte Balance zwischen Komplexität und der vermeintlich »einfachen« Volksmusik, die Bartók so verinnerlicht und in eine ganz eigene Form gebracht hat. Auch die Anfangsmelodie des zweiten Satzes ist von einer solch schönen Schlichtheit. Bartók entwickelt sie durch Variationen unheimlich kunstvoll weiter, und ich finde, das steht schon für sich und ist im Repertoire der Violinkonzerte so nicht noch einmal zu finden. Instrumente wie Harfe, Celesta und Schlagzeug machen den Klang zudem so farbenreich, dass es für jeden Solisten eine Freude ist, sich mit den unterschiedlichen Klängen des Orchesters zu verweben.