Es gibt zwar mehrere Kompositionen, die nur für die linke Hand geschrieben wurden, aber dieses Werk ist einfach einzigartig. Ravel hat keine Schwierigkeit ausgelassen und Sprünge und Läufe über die gesamte Tastatur komponiert. Schon die Orchestereinleitung mit dem Kontrafagott ist mehr als ungewöhnlich. Das gilt auch für die darauf folgende Kadenz, die normalerweise erst am Ende steht.
Auch das Klavierkonzert für die linke Hand hat eine Schlusskadenz – zusätzlich zur ersten –, die für mich wie ein eigenständiges, perfekt ausgestaltetes Werk ist. Die Musik steigert sich in ihrer Dynamik immer weiter, fast bis ins Unermessliche. Ich weiß nicht, wie ich das beschreiben soll, die Musik ist wie ein gigantischer Sturm, der über das Meer hinweg fegt, und er wird einfach immer stärker und stärker, obwohl man sich gar nicht mehr vorstellen kann, dass da noch eine Steigerung möglich ist.
Klavierkonzert für die linke Hand: Technisch anspruchsvoll
Da man am Klavier eigentlich immer beiden Hände zusammen trainiert, bleibt die linke Hand oftmals die schwächere. Das wurde mir wieder bewusst, als ich das technisch ungemein herausfordernde Stück in Angriff nahm.
Manchmal spielt man in den höchsten Registern im Fortissimo, was aufgrund der kurzen Klavier-Saiten auch schon mit der rechten Hand nicht ganz einfach ist. Und dann spielt auch noch das Orchester im tutti! Das wiederum bedeutet, dass man einen umsichtigen Dirigenten braucht, der akzeptiert, dass fünf Finger nun mal anders spielen als zehn!