Opern-Kritiken
Lesen Sie Opernkritiken von aktuellen Premieren, Uraufführungen und Saisonhighlights aus Deutschland und europäischen Metropolen verfasst von Experten.
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Märchenhafte Menschwerdung
(Nancy, 16.11.2022) Die junge Dirigentin Marie Jacquot und die junge Regisseurin Anna Bernreitner bilden in Lothringen ein Dream-Team im Dienste von Prokofjews Komödienkunst.
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Eine nicht eingelöste Friedensutopie
(Nürnberg, 13.11.2022) Am Staatstheater Nürnberg inszeniert Ilaria Lanzino eine echte Rarität und bringt mit Maria Antonia Walpurgis‘ „Talestri – Königin der Amazonen“ eine Rokoko-Oper aus der Feder einer Frau auf die Bühne. Der Ansatz, das Werk mit einem Fokus auf Femizide umzusetzen, verstärkte das Wirkungspotenzial der Oper.
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Gluck im Glück
(Paris, 13.11.2022) Barockdiva Véronique Gens in der Titelpartie und Maestro Christophe Rousset mit Les Talens Lyriques beleben die neue Natürlichkeit des Christoph Willibald Gluck. Regisseurin Lilo Baur bleibt in ihrer atmosphärisch schönen Inszenierung allzu demütig.
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(K)eine Liebe in Zeiten des Fanatismus
(Dortmund, 6.11.2022) Halévys Grand Opéra „La Juive“ feierte am Theater Dortmund Premiere: nach einem Wechsel des Regisseurs mit metaphorischer Zurückhaltung in der Inszenierung und einer enorm starken Besetzung für die herausfordernden Partien.
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Die Fabel ist eine Lüge
(Weimar, 5.11.2022) Sternstunde mit Rätseln: In Rimski-Korsakows Oper „Der goldene Hahn“ verschwimmen die Kategorien von Politsatire, erotischem Mysterium und metaphysischem Märchentheater zu ganz großem Musiktheater, bei dem die Kategorien von Erfüllung und Sublimation durchlässig werden.
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Das Loch in der Treppe
(Leipzig, 29.10.2022) Mit „Undine“ von Albert Lortzing startet die Leipziger Oper in die neue Spielzeit und in eine neue Intendanz – musikalisch hochkarätig, szenisch missglückt.
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Masse mit Anti-Held
(Braunschweig, 29.10.2022) Mit der prägnanten Partitur von Steffen Schleiermacher und der tänzerischen Verve der Kompagnie von Gregor Zöllig ist die Choreographie zwar keine Alternative zu Wagners Musikdrama, als Tanztheater gewinnt „Siegfried – Eine Bewegung“ indes eigene Kraft.
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Müllsäcke und Nylonschnüre
(Hamburg, 23.10.2022) In seiner ersten Wagner-Inszenierung setzt Michael Thalheimer auf atmosphärische Abstraktion, die Psychologisierung der Protagonisten bleibt dabei oberflächlich. Generalmusikdirektor Kent Nagano steuert zu oft mit angezogener Handbremse durch die Sturmfluten in Wagners Partitur.
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Erotisches Martyrium im Märchenwald
(Eisenach, 23.10.2022) Der romantische Klassiker „Giselle“ gelingt am Landestheater Eisenach, wie es sein muss – als berührendes Märchen, veredelt mit hohem Können und bemerkenswerter Einfühlsamkeit. Andris Plucis wählt für den Meilenstein der Tanzgeschichte einen klugen Zugang zwischen Respekt und Anpassung der Rollenmuster des 19. Jahrhunderts an die Gegenwart.
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Erotische Burleske mit Herz
(Meiningen, 21.10.2022) Mezzo-Legende Brigitte Fassbaender ist auch als Regisseurin längst eine Institution. Ihre Rossini-Deutung steckt voller gepfefferter Pointen.
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Fidelio in der Handschrift einer Existenzialistin
(Wiesbaden, 16.10.2022) Die Sängerdarstellerinnen-Legende Evelyn Herlitzius gab am Staatstheater Wiesbaden mit Beethovens „Fidelio“ ihr Regiedebüt und übertrug ihre eigene kompromisslose Darstellungskunst in ein Regiekonzept.
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Ende gut – alles gut
(Bonn, 16.10.2022) Die Ausgrabung von Alberto Franchettis Oper „Asrael“ offenbart zwar eine krude Geschichte, dafür beglückt sie mit überbordernder Musik zwischen Wagner und Grand Opéra.
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Avatare leben länger
(Lyon, 11.10.2022) Das angesagte Regietalent David Hermann wagt Wagner mit einiger Ambition und weiß doch nicht genau, was er denn nun erzählen will. Musikdirektor Daniele Rustioni debütiert mit deutlich mehr Fortune im deutschen Fach.
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Forschen ohne Auftrag
(Berlin, 9.10.2022) An der Berliner Staatsoper Unter den Linden wurde der neue „Ring“ mit der „Götterdämmerung“ vollendet: Christian Thielemann wird im Kreise der Staatskapelle gefeiert wie sonst nur Daniel Barenboim, den er vertritt. Regisseur Dmitri Tcherniakov muss hingegen heftige Buhs einstecken.
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Wie die Zeit vergeht
(Berlin, 6.10.2022) An der Staatsoper Unter den Linden wurden das Orchester unter Christian Thielemann und die Protagonisten des neuen „Siegfried“ enthusiastisch gefeiert. Und die Regie von Dmitri Tcherniakov macht trotz manch mangelnder Logik immer wieder richtig Spaß.
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Unter Beobachtung
(Berlin, 3.10.2022) Auch „Die Walküre“ wird an der Staatsoper Unter den Linden zu einem musikalischen Ereignis, weil Christian Thielemann seinen Wagner feinschmeckerisch und klanggenüsslich zelebriert. Der Regieansatz einer geschlossenen Versuchsanordnung offenbart nun aber gewisse Grenzen.
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Weihe des Hauses
(Berlin, 2.10.2022) An der Staatsoper Unter den Linden beginnt der neue Nibelungen-„Ring“ mit einem vielversprechenden Vorabend. Dimitri Tchernikov inszeniert. Christian Thielemann springt für Daniel Barenboim ein.
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Die Zauberflöte als Erinnerungsraum
(Frankfurt, 2.10.2022) Mozarts immergrüner Repertoire-Reißer ist am frisch gekürten „Opernhaus des Jahres“ wie neu zu erleben: Die Handlung aus der Perspektive des gealterten Tamino zu erzählen, geht voll auf. Auch musikalisch ist alles zum Besten bestellt.
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Es wird kalt an der Komischen Oper
(Berlin, 23.9.2022) Der Spielzeitauftakt in der Eiswüste mit Luigi Nonos bekanntestem Bühnenwerk „Intolleranza 1960“ wird zu musikalisch exzellentem, höchst eindrucksvollem Mitdenktheater – und läutet die Zeit nach dem Abschied von Barrie Kosky ein.
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Vom Unverstand gelenkter Massen
(Gera, 16.9.2022) Musikalisch wie szenisch muss sich die kleine Bühne in Thüringen vor keiner Großstadt verstecken und holt Gottfried von Einems Oper „Dantons Tod“ mit Erfolg aus der Versenkung.
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„Man steht ständig auf Messers Schneide“
Pianist Leif Ove Andsnes über sein neues Album, die Wiederbegegnung mit der Musik von Franz Liszt und Auftritte in den USA.
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