Opern-Kritiken
Lesen Sie Opernkritiken von aktuellen Premieren, Uraufführungen und Saisonhighlights aus Deutschland und europäischen Metropolen verfasst von Experten.
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Erler Komödien-Winter
(Erl, 26. und 27.12.) Mit zwei Komödien-Spitzenreitern von Anno dazumal entpuppen sich die Tiroler Festspiele zu Weihnachten als Ort der burlesken Repertoire-Überraschungen, die man erlebt haben muss.
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Von der Sucht der Selbstzerstörung
(Neapel, 10.12.2021) Heldentenor Jonas Kaufmann, Filmregisseur Mario Martone und Maestro Michele Mariotti verlegen den späten Verdi im armen italienischen Süden fulminant in die Gegenwart.
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Oper gemalt und gesungen
(Meiningen, 10.12.2021) Das mit Spannung erwartete Regiedebüt von Malerfürst Markus Lüpertz in Meiningen wurde vom Premierenpublikum bejubelt.
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Toxische Ehemänner
(Gera, 10.12.2021) Ruben Gazarian leitet einfühlsam einen Doppelabend, der zur wunderlichen und aufrüttelnden Maßnahme gegen Corona-Apathie wird.
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Schlaflos im Sehnsuchtsort
(Berlin, 28.11.2021) Die Uraufführung des Komponistenzauberers Peter Eötvös wird zu einem Sieg der feinen, stillen und schönen Mittel – und großer, wahrhafter Poesie.
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Kaffeekranz und Kindesmissbrauch
(Hamburg, 28.11.2021) Dmitri Tcherniakov und Kent Nagano verständigen sich auf eine schonungslos schockierende Strauss-Lesart und bescheren der Staatsoper einen Triumph.
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Gift statt Ertrinken
(Berlin, 27.11.2021) Partiendebüt und Psychothriller: Sopranistin Annette Dasch krönt einen grandiosen Janáček-Abend des idealen Zusammenspiels von Charakteren, sängerischer Erschließung und Einfühlungsvermögen.
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Wagner auf Französisch
(Dortmund, 27.11.2021) Die deutsche Erstaufführung der von gleich drei Komponisten verantworteten französischen Oper um die Merowinger Rival Queens Brunhilda und Frédégonde inspiriert zu lustvollem Querhören.
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Wohlgerüche in Fortissimo
(Hattingen, 21.11.2021) Die späte Uraufführung der größten Choroper des 20. Jahrhunderts fand mit Trauerflor statt: Denn der Regisseur und Opernentdecker Peter P. Pachl starb nur wenige Tage vor der Premiere.
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Manege frei fürs Welttheater
(Stuttgart, 21.11.2021) Vor allem in seiner Personen(ver-)führung ins Destruktive läuft Stephan Kimmig zur Hochform auf, überlässt nach diesem Vorabend zum neuen Nibelungenring jedoch diversen Regiekollegen das Feld. Cornelius Meister hält am Pult zusammen, was bei dem gewagten szenischen Zugriff auch mal auseinanderzudriften droht.
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Trostlose Heimkehrertragödie
(Weimar, 13.11.2021) Keine Spur von Verzauberung und suggestiver Gestaltung: Bei Regisseurin Nina Gühlstorff wird Monteverdis zweite erhaltene Oper zu einer Anleitung zum Unglücklichsein.
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Unterwegs im Koffergebirge
(Berlin, 12.11.2021) Mit dem nachgereichten „Siegfried“ ist Stefan Herheims und Donald Runnicles‘ neuer Nibelungen-„Ring“ an der Deutschen Oper nun komplett. Bühnenzauber und Bemühtes, Kluges und Kitschiges stehen in der szenischen Deutung durchweg unvereinbar nebeneinander.
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Kleine Geschenke mit Hintersinn
(6.11.2021) Damiano Michieltetto erzählt Rossinis Aschenputtel-Märchen geschickt als Geschichte der Gegenwart, nach den dunklen Abgründen in der Komödie sucht er nicht. Mezzo-Jungstar Emily D’Angelo gibt eine modern selbstbewusste Titelfigur.
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Maskenpflicht
(Frankfurt am Main, 31.10.021) Tobias Kratzer inszeniert Carl Nielsens komische Oper „Maskerade“ mit verblüffend leichter Hand, Titus Engel schwelgt mit dem Frankfurter Opern- und Museumsorchesters lustvoll im Wechsel der Temperamente und Stile dieser großen Nationaloper der Dänen.
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Nymphomaner Barock
(Mailand, 30.10.2021) Dank Christophe Rousset verströmt Franceco Cavallis Musik den Duft des Erotischen einer durchgeknallten Gesellschaft, in der Götter und Menschen in multiplen Verkleidungen übereinanderpurzeln. David McVicar setzt das Wunderwerk mit sehr viel Poesie in Szene.
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Zu viele Nasen sind auch keine Lösung
(München, 24.10.2021) Kirill Serebrennikov und Vladimir Jurowski eröffnen mit Schostakowitschs Jugendstreich eine neue Ära an der Bayerischen Staatsoper, die fortan Serge Dorny als Intendant leitet.
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Schaut auf diese Stadt
(Leipzig, 23.10.2021) Ein Meilenstein auf dem Weg zu „Wagner 22“ wird bejubelt: Der Brite David Poutney blickt auf die deutscheste, komödiantischste und menschlichste Wagneroper wie von oben. Ulf Schirmer sorgt mit dem Gewandhausorchester für einen flott lebensprallen Wagnerklang und mustergültige Wortverständlichkeit.
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Wagner-Eldorado Chemnitz
(Chemnitz, 23.10.2021) Triumphal: Elisabeth Stöppler führt kriminologisch zugespitzte Wagner-Regie, Annika Hallers kreiert beredte Schauräume, Gesine Völlms Kostüme liefern ganze Romankapitel an Details, GMD Guillermo Garciía Calvo holt Entfesselung aus klagenden, schmelzenden und vernichtenden Melodien.
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Vierfacher Belcanto
(Genf, 22.10.2021) Ein Debüt mit Folgen: Sopran-Zauberfrau Elsa Dreisig wagt sich erstmals an eine Belcanto-Königin Donizettis und hinterlässt einige Fragezeichen. Das Regieteam um Mariame Clément und Julia Hansen versteht genau, was der Belcanto braucht und was nicht.
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Sopranisten-Bravour für Johann Christian Bach
(Eisenach, 17.10.2021) Ein De-Luxe-Plädoyer für den Bachsohn, der fast schon Mozart übertrumpft: Dirigent Juri Lebidev als ein Sänger- wie Instrumente-Versteher und Dominik Wilgenbus als Regisseur sorgen für eine fulminante Wiederentdeckung.