Opern-Kritiken
Lesen Sie Opernkritiken von aktuellen Premieren, Uraufführungen und Saisonhighlights aus Deutschland und europäischen Metropolen verfasst von Experten.
-
Eine Symphonie des Wahnsinns
(Hannover, 10.2.2024) An der Staatsoper Hannover werden in Aribert Reimanns „Lear“ dank der bahnbrechenden Inszenierung von Joe Hill-Gibbins und der dafür nötigen Spitzenbesetzung neue Maßstäbe gesetzt im Ausdeuten von Werken der Avantgarde. Das Publikum feiert das gesamte Haus – zu Recht.
-
Heinrich mir graut vor dir
(Gera, 9.2.2024) Die Uraufführung der Operette „Redoute in Reuß“ zum Libretto von Sophie Jira und der von Olav Kröger bearbeiteten Musik von Johann Strauß begeisterte das Publikum.
-
Wahrhaftige Schönheit
(Paris, 8.2.2024) Wie gehen historische Aufführungspraxis und modernes Regietheater zusammen? Das Gipfeltreffen von Christophe Rousset und Dmitri Tcherniakov macht Mozart so modern wie vielleicht noch nie.
-
Drei starke Frauen
(Würzburg, 4.2 2024) Trotz eines ideal harmonierenden, sich ergänzenden und synergetisch agierenden Frauentrios werden die durchaus kreativen Regieeinfälle in der Oper aller Opern weder modelliert, geschärft noch legitimiert.
-
Das Unglück macht alt
(Lübeck, 3.2.2024) Dass die Opern von Strauss nach griechischen Vorbildern mehr Sprechtheater in Musik als Oper sind, hat Brigitte Fassbaender verstanden und schafft eine solide Inszenierung, die den psychologischen Tiefen in der „Elektra“ nachfühlt.
-
Ein entzaubertes Märchen
(Berlin, 4.2.2024) Nach über fünf Jahrzehnten erlebt die Staatsoper Unter den Linden eine neue „Rusalka“. Leider kann die ambitionierte Inszenierung von Kornél Mundruczó trotz sehr guter Besetzung nicht vollends überzeugen.
-
Der Riesenwal im Raum
(Regensburg, 3.2.2024) Die deutschsprachige Fassung von Peter Eötvös‘ neuester Oper mutierte als Auftrag des Theater Regensburg zur Uraufführung voller aktueller Bezüge.
-
Banditen sind das kleinere Übel
(Frankfurt am Main, 28.1.2024) Ein pures Vergnügen: In Jacques Offenbachs Opéra-bouffe stimmt das szenische Timing von Regisseurin Katharina Thoma, die Musik unter Karsten Januschke zündet, und das Protagonisten-Ensemble verschreibt sich dem Esprit voll und ganz.
-
Ein Märchen für Erwachsene
(Toulouse, 28.1.2024) Wie Frank Beermann mit dem Orchestre national du Capitole den ganz großen Strauss-Sog entfaltet, gleicht einer musikalischen Offenbarung. Die Debüts in allen fünf Hauptrollen geraten sensationell. Sogar die Inszenierung aus dem Geist des Jugendstils umschifft alle Schwierigkeiten des Stoffs.
-
Glanzvolle Wiederbelebung
(Essen, 27.1.2024) Die früheste französische Faust-Oper komponierte eine Frau: Louise Bertin. Angesichts der enormen Qualität des Werks wünscht man sich nach dieser späten Wiederentdeckung, die Französin hätte weit mehr Opern komponieren können.
-
In der Horror-Klinik
(Detmold, 26.1.2024) Regisseur Robert Lehmeier führt Offenbachs opéra comique suggestiv ins Horror-Spital hinein. Dirigent Per-Otto Johansson führt das Symphonische Orchester des Landestheaters straff und zügig an der kurzen Leine. Die Solistinnen und Solisten vereinen zur runden Ensembleleistung.
-
Selbstjustiz und schwarze Zukunft
(Nürnberg, Opernhaus, 20.1.2024) Wir brauchen diesen Libertin im Leben und in den Träumen: Regisseurin Vera Nemirova zeigt, wie eine von Don Giovanni gereinigte Gesellschaft weitaus unglücklicher ist als zuvor. Dazu liefert Roland Böer mit der Staatsphilharmonie Nürnberg eine schillernd perspektivenreiche musikalische Deutung.
-
Das Märchen vom modernen Mann
(Oslo, 20.1.2024) Mit dieser so starken wie schönen Produktion steigt Den Norske Opera vollends in die Liga der wichtigsten mitteleuropäischen Opernhäuser auf. Und Tobias Kratzer, der designierte Intendant der Hamburgischen Staatsoper, offenbart im hohen Norden als Regisseur so einige Geheimnisse seiner Zukunftskonzepte für den deutschen Norden.
-
Verloren zwischen Pflicht und Neigung
(Dortmund, 13.1.2024) Mit der deutschen Erstaufführung der Oper „La Montagne Noire“ (Der schwarze Berg) von Augusta Holmès am Theater Dortmund glänzt ein Baustein für das Festival Wagner-Kosmos im Mai rund um die „Rheingold“-Premiere schon vorab.
-
Dramatisches Oratorium als Graphic Novel
(Bielefeld, 12.1.2024) Auf dem Weg zu einem neuen Genre des Musiktheaters ist die „Lichtspieloper“ eine Pioniertat mit Potenzial. Reinhard Kleist, Experte im Metier von Comic und Graphic Novel, wirft voller Verve und Tempo Szenen auf die Bildfläche, in denen die Jungfrau von Orléans meist superheldinnengleich agiert.
-
Rusalkas russische Schwester
(Erl, 27.12.2023) Es ist eisiger Winter in diesem Märchenrussland des Nikolai Rimski-Korsakow: Die soziale Kälte trifft auf den ebenso allgegenwärtigen meteorologischen Frost. Regisseurin Florentine Klepper berichtet davon mit präzisem analytischem Blick, doch ohne eigene klare Haltung. Das Orchester der Tiroler Festspiele Erl meidet unter Dmitry Liss ganz das süßliche Sentiment,…
-
Das ungarische Prickeln
(München, 23.12.2023) Die ausgereizten Pole des Stücks und seiner Umsetzung passen eben doch zusammen: Das beweist Barrie Kosky als Regisseur so sehr wie der GMD der Bayerischen Staatsoper. Unter Vladimir Jurowski leuchtet Münchens 500-jähriges Staatsorchester.
-
Eine Hölle aus Anstand und Ordnung?
(Kassel, 17.12.2023) Paul-Georg Dittrich inszeniert Mozarts Oper aller Opern als Event in der die vierte Wand aufhebenden Raumbühne „Antipolis“.
-
Die instrumentalisierte Monarchin
(Leipzig, 16.12.2023) Matthias Foremny und das Gewandhausorchester votieren entschieden für das durch und durch britische Werk von Thea Musgraves. Regisseurin Ilaria Lanzino umschifft klug Gefahr, in der Schottenkönigin das bloße Opfer zu sehen.
-
Spät, aber nicht zu spät
(Regensburg, 16.12.2023) Diese utopisch lebensferne Romantik funktioniert auch heute noch: Am Theater Regensburg inszeniert Sebastian Ritschel mit Fortune die sehr späte deutsche Erstaufführung von Joseph Beers Operette „Der Prinz von Schiras“.