Alles aus der Welt der Oper
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Musikalische Sensibilitäten-Orgie
(München, 16.2.2023) Massenets fieberndes Schwelgen steigern die Charlotte von Sophie Rennert, der Werther von Lucian Krasznec und das Orchester unter Anthony Bramall mit kluger Sensitivität. Nur Regisseur Herbert Föttinger hört offenbar nichts von den durch Massenet auskomponierten Ambivalenzen.
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Theater der Grausamkeit
(Ulm, 9.2.2023) Regisseur Christian von Götz erzählt Mascagnis Eifersuchtsdrama aus der Perspektive des italienischen Faschismus und entdeckt auch in Leoncavallos toxische männliche Gewalt. Das Sängerensemble geht rückhaltlos mit, GMD Felix Bender verklammert die Verismo-Zwillinge mit sattem Drive.
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Merkwürdig unfertig
(Dresden, 4.2.2023) Trotz der sehr differenzierten Lesart des Verdi-Spezialisten Jordi Bernàcer am Pult der Staatskapelle Dresden bringt die konzertante Premiere von „Attila“ die Schlagkraft des Frühwerks nur wenig adäquat zum Ausdruck.
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Wo die Noten brennen, leuchtet die Musik
(Bremen, 29.1.2023) Regisseur Frank Hilbrich treibt den Geniestreich „Ariadne auf Naxos“ von Richard Strauss und Hugo von Hofmannsthal szenisch auf die Spitze. So entsteht ein Synonym für die Entstehungs- und Aufführungsbedingungen von Kunst.
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Schopenhauer lernt fliegen
(Nancy, 29.1.2023) Der portugiesische Operndebütant Tiago Rodrigues wagt Wagner mit den strengen Mitteln des Brecht-Theaters – und gewinnt. Musikalisch feiert eine ganz neue Riege an Wagnersängern in Lothringen einen Triumph.
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Make love, not war
(Erfurt, 28.1.2023 ) Als brachiales und groß dimensioniertes Tagesthemen-Musiktheater gelingt Rossinis Katastrophenoper „Die Belagerung von Korinth“ zu einer der besten musikalischen Gesamtleistungen des Theaters Erfurt seit langem.
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Was leuchtet da so stern-umstrahlet?
(Cottbus, 28.1.2023) Am Staatstheater Cottbus nimmt Stephan Märki Richard Wagners „Tristan und Isolde“ als Vorlage für ein Wagner-Event.
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Hetero-Operette mit Format
(Annaberg, 21.1.2023) Der komponierende Tenorstar Daniel Behle und der Schweizer Autor Alain Claude Sulzer bringen ein wohlgenährtes Operettenbaby zur Welt. Sie knüpfen damit geradewegs an die großen Zeiten der Berliner und Wiener Operette an.
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Richtig falsches Leben
(Kiel, 21.1.2023) Stephan Prattes als Regisseur und Bühnenbildner verlegt Offenbachs „Pariser Leben“ in eine prall überzeichnete, clowneske Kunstwelt. Das gefällt durchaus nicht allen Kieler Operettenfans.
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Kleptomanisches Federvieh
3sat zeigt heute Abend Gioachino Rossinis halbkomische Oper „Die diebische Elster“ aus dem Theater an der Wien.
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Sozialdemokratisierte Hochkultur
Die Nachwirkungen der Pandemie, eine Kostenexplosion durch die Inflation und sinkende Subventionen machen den Opernhäusern zu schaffen. Sie sollten der Krise mit beherzten Schritten der Öffnung und echten Reformen begegnen.
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Verrücktes neues Jahr!
(Hamburg, 5.1.2023) In der publikumsnahen Atmosphäre der opera stabile läutet man das neue Opernjahr 2023 in der Hansestadt mit der Uraufführung von Johannes Harneits „Silvesternacht“ ein.
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„Alles kann ein Abenteuer sein“
Tenor Jonathan Tetelman über unterschiedliche Opernkulturen, einen unbequemen Stimmfachwechsel – und seine Vergangenheit als New Yorker DJ.
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Sensibler Belcanto-Höhenflug ohne Sex
(Erl, 28.12.2022) Werk und Wiedergabe von Mercadantes Moritat sind in Tirol schlichtweg sensationell. Das liegt an der poetischen Kraft der Inszenierung von Hans Walter Richter wie am empfindsam erregenden Dirigat von Giuliano Carella und den famosen Sängern.
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Geschichte abfackeln
(Münster, 18.12.2022) Richard Strauss‘ Opernschocker „Elektra“ bietet in der Inszenierung von Regisseur Paul-Georg Dittrich eine Bilderflut und viel Stoff zum Nachdenken.
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Historische Gegenwärtigkeit
(Genf, 17.12.2022) Dieser Genfer Belcanto ist keine Schlacht um exponierte Töne, sondern der berührende Showdown zweier großer Frauen der Geschichte. Die Tudor-Trilogie des Regie-Duos Mariame Clément und Julia Hansen wie der Sängerinnen Elsa Dreisig und Stéphanie d’Oustrac wird in Teil 2 zu einem szenischen wie musikalischen Triumph.
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Die Macht der Finsternis
(Leipzig, 17.12.2022) Das Gewandhausorchester unter Christoph Gedschold genießt den Ausflug nach Italien, die Chorleistung ist überwältigend, der Jago eine solche Sensation, dass man das Stück umbenennen möchte. Nur die sich feministisch gebende Inszenierung hinterlässt Fragezeichen.
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Tristan stirbt für sich allein
(Ulm,15.12.2022) Die französische Alternative zu Wagners „Tristan und Isolde“ des Orgelvirtuosen Charles Tournemire erlebt ihre späte, begeistert aufgenommene Uraufführung und zeigt eindrucksvoll: Weniger kann sehr wohl mehr sein.
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Von falschen Chinesen und Menschenfressern
Es muss ja nicht immer „Die Fledermaus“ sein: Diesen Winter bringen Offenbachs heiter sprühende Werke funkelndes Licht in die dunkle Jahreszeit.
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Dagmar und ihr Wunderteam
(München, 9.12.2022) Die Musical-Uraufführung von Peter Lund und Wolfgang Böhmer belebt den legendären Hedonismus des 70er und 80er Jahre-München von Freddie Mercury, Rudi Moshammer und Walter Sedlmayr. Die jung gebliebenen Zeitzeugen der Alternativ-Szenen von damals bejubeln das Erfolgsstück so sehr wie Jungen der Gegenwart.