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Konzert-Kritik: Anastasia Kobekina im Prinzregententheater

Alles, was man mit dem Cello anstellen kann

(München, 11.2.2024) Anastasia Kobekina präsentierte im Münchner Prinzregententheater ihr neues Album „Venice“. Das Programm reicht dabei von Strozzi bis Vivaldi.

vonKlaus Kalchschmid,

Es war ihr Debüt in München und auch das erste Mal, dass sie die Stücke aus ihrem gerade bei Sony erschienenen Album „Venice“ live vor Publikum spielte: Der Sonntagnachmittag im Prinzregententheater mit der jungen Cellistin Anastasia Kobekina und dem Münchener Kammerorchester (MKO) war allein schon deshalb etwas Besonderes. Aber auch der elektrisierende Zugriff und die vitale Lebendigkeit waren bestechend, mit der die gerade mal Dreißigjährige nicht zuletzt in Konzerten Antonio Vivaldis (d-Moll RV 405 und g-Moll RV 416) sowie in zwei Einzelsätzen aus RV 408 und 409 brillierte. Die Genauigkeit in der Intonation, die Schönheit ihres Tons und die Klarheit in Artikulation wie Phrasierung waren nicht minder verblüffend. In den langsamen Sätzen kam feiner, wohldosierter Ausdruck hinzu.

In Barbara Strozzis „Che sì può fare?“ und „Orfeo, tu dormi“ aus Antonio Sartorios „L’Orfeo“ konnte Kobekina mit großer Wärme wahrhaft singend die Vokalstimme ersetzen. Die von Konzertmeister Daniel Giglberger vom Pult aus geleiteten Streicher des Münchener Kammerorchesters, die im Stehen spielten, erwiesen sich als enorm präsente, beinahe historisch informiert spielende Musiker. Sie verliehen den Konzerten in A-Dur (RV 158) zu Beginn und vor allem dem originellen in g-Moll (RV 156) gegen Ende auch ohne Solocello große Schönheit des Tons und der Artikulation. Xandi van Dijk, Stimmführer bei den Bratschen des MKO, war der perfekte Partner Kobekinas in der raffinierten Pizzicato-Studie „Limestone & Felt“ der 1982 geborenen Komponistin Caroline Shaw.

Ruhiger Gesang bis wilde Virtuosität

Immer wieder bildete Bridget MacRae, die Stimmführerin bei den Celli, zusammen mit Azul Lima (Theorbe) und Andreas Westermann am Cembalo einen feinen Basso continuo. McRae war auch die zart zupfende Partnerin von Anastasia Kobekina bei Valentin Silvestrovs „Abendserenade“ aus dessen „Stiller Musik“. Dieser traumverlorene Gesang, bei dem Trauer und Tröstung eine untrennbare Verbindung eingehen, war die Ruhe vor dem Sturm mit den virtuosen Variationen über ein Thema aus Gioachino Rossinis „Mosè“ als krönender Abschluss des Konzerts. Niccolò Paganini spickte sie mit genauso viel verrückten Schwierigkeiten wie seine Werke für Geige. Das war für Kobekina eine willkommene Herausforderung, alles zu zeigen, was man mit einem Cello anstellen kann: von gläsernen Flageoletts über Glissandi, wildeste Läufe über das gesamten Griffbrett bis hin zu Spitzentönen, die manchmal selbst auf einer Geige nicht so schön und bestechend klar gelingen.

Album-Tipp

Album Cover für Venice

Venice

Werke von Vivaldi, Monteverdi, Strozzi, Silvestrov, Britten, Kobekin u. a. Anastasia Kobekina (Violoncello), Azul Lima (Laute), Leonardo Bortolotto & Martin Zeller (Viola da Gamba), Fran Petrac & Maximilien Ciup (Kontrabass), Kammerorchester Basel Sony

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