Antonín Dvořák beherrschte die Klaviatur der Affekte und Stimmungsbilder ganz besonders. Glück dem, der, wie am Dienstagabend der Fall, ausschließlich mit Werken des naturverbundenen Romantikers belohnt wird. Die Tschechische Philharmonie eröffnete den Abend mit der Konzertouvertüre op. 91 „In der Natur“. So fein verzweigt die Affekte dieser Komposition sind, so feingliedrig musiziert sie das Orchester aus, das mit dem Stück geradezu verwächst.
Dem Effektfeuerwerk des darauffolgenden Violinkonzerts entlockt Augustin Hadelich als Solist die gebührende Härte. Fast schon das Weltgericht ankündigend, eröffnet das Konzert mit Orchesterfanfaren, auf die Hadelich markant betonte Streicher-Akupunktur folgen lässt. Präzise schneidet der deutsch-amerikanische Geiger in die dominante Klangmasse des Orchesters hinein, um sich in dem von majestätischer Attitüde durchzogenen Werk Gehör zu verschaffen. Doch in dieser Komposition steckt noch viel mehr. Da ist ein immer wieder sich behauptender Hauch von versöhnlicher Nostalgie und süßlicher Erinnerung, der nach der milden Bogenführung eines Augustin Hadelich gerade verlangt.
Erstaunliche Differenziertheit
In der achten Sinfonie offenbart Semyon Bychkov in der zweiten Konzerthälfte, mit welcher Schatztruhe das Orchester nach Hamburg gekommen ist. Ihren Nationalkomponisten präsentiert die Tschechische Philharmonie mit einer erstaunlichen Differenziertheit und raffinierten Kontrasten zwischen den jeweiligen Sätzen. Das Finale dieser vorletzten Sinfonie Dvořáks ist den Orchestermusizierenden allein vorbelassen. Wie großartig ist doch diese spritzige und karnevaleske Überladung von Klangeindrücken, die einen ganz anderen Dvořáks als im Satz davor zeigen. Trompetenfanfaren, denen ein Streicherorkan mit nahezu zügellosen Flötisten und Hornisten folgt. Angemessen ist auch die umjubelte Zugabe des Orchesters, das sich mit Johannes Brahms’ „Ungarischem Tanz Nr. 1“ verabschiedet.