Liszt, Beethoven, vor allem aber Chopin – daraus bestand bisher das Kernrepertoire von Yundi, was kein Wunder ist angesichts der Tatsache, dass der chinesische Pianist mit dem Gewinn des Chopin-Wettbewerbs im Jahr 2000 berühmt wurde. Für sein aktuelles Projekt freilich hat sich der 41-Jährige auf Mozart konzentriert: Nicht nur ist seine neueste CD dessen Werken gewidmet, auch auf seiner aktuellen Tournee spielt er ausschließlich Werke von Mozart – so auch im schwäbischen Reutlingen, wo Yundi zum dritten Konzert seiner am 22. März in Freiburg gestarteten Tournee Station machte.
Nun ist die erst vor wenigen Jahren gebaute Stadthalle bekannt für ihre gute Akustik. Umso herber war die Enttäuschung, als sich herausstellte, dass Yundis Konzert nicht wie erwartet im großen Konzertsaal, sondern in einer Art Konferenzraum im dritten Stock des imposanten Gebäudes angesetzt war. Ob der Vorverkauf so schlecht war, dass man das Konzert dorthin verlegt hatte, war nicht zu eruieren. Allerdings erfuhr man von Konzertbesuchern, dass sie von dem Auftritt eher zufällig erfahren hatten. Der (zu) kleine Saal war allerdings nicht das einzige Handicap: Auch ein Abendprogramm war nicht verfügbar. Wer wissen wollte, was gespielt wurde, musste sich durchs Netz googeln, was allerdings angesichts des Umstands, dass nach jedem Satz applaudiert wurde, offenbar nur wenige getan hatten.
Yundi spitzt Mozarts Musik zu
Diese Einleitung war vonnöten. Denn an Yundis Spiel, das merkte man schnell, gingen diese widrigen Umstände nicht spurlos vorbei, so dass man dieses Konzert nicht als Referenz bewerten sollte. Der große Steinway D klang poltrig und matt in dem unpassenden Raum, da konnte sich Yundi noch so sehr um dynamische Differenzierungen bemühen. Immerhin wurde klar, welche Prioritäten Yundi bei seinem Mozartspiel setzt, am deutlichsten in der am Ende des Programms gespielten Fantasie KV 475 und der Sonate KV 457: Yundi entwickelt die Musik aus einer dramatischen, auf die Zuspitzung von Charakteren orientierten Haltung heraus. Der Kopfsatz von KV 457 klang wie ein früher Beethoven, mit mächtigen Akzentuierungen und einem heroisch-tragischen Gestus, wenngleich man sich – das gilt auch für die anderen Werke, die Sonaten KV 310 und KV 331 – einiges noch subtiler und feiner herausgearbeitet hätte vorstellen können. Angesichts der Umstände sollte man ihm das freilich nachsehen.
Am Ende viel Applaus und eine Zugabe, Chopins Nocturne Es-Dur op. 9. Immerhin, die großen Säle kommen noch: Am 21. April etwa spielt er im Wiener Musikverein.