Flüsse können verbinden und trennen. Die Elbe verbindet unter anderem die Metropolen Dresden und Hamburg. Dass sie als streng gesicherter Grenzfluss für mehrere Jahrzehnte trennendes Element zwischen BRD und DDR war, ist inzwischen Geschichte. Doch als 1985 niemand ahnen konnte, dass vier Jahre später die Mauer fallen würde, begannen erstaunliche Verhandlungen für eine Städtepartnerschaft – teils auf offizieller, oft auf inoffizieller Ebene.
Deutsch-deutsche Partnerschaften waren eigentlich auf beiden Seiten tabu. Aus westlicher Sicht, weil Partnerstädte im Ausland liegen sollten – als solches galt die DDR nicht. Aus östlicher Sicht, weil es sich bei der BRD um den Klassenfeind handelte. Doch die kurz zuvor überraschend zustande gekommene Partnerschaft zwischen Saarlouis und Eisenhüttenstadt machte Hoffnung auf mehr.
Ein Fluss, zwei Städte
Hamburgs damaliger Erster Bürgermeister Klaus von Dohnanyi war an einer saubereren Elbe interessiert. Die auf DDR-Gebiet eingeleiteten Industrieabfälle machten schließlich nicht an der Grenze halt. Er nutzte ein Gastspiel der Semperoper in Hamburg, um Kontakte zu knüpfen. Vom Gegenbesuch der Philharmonischen Gesellschaft Hamburgs in Dresden ließ sich schließlich sogar Erich Honecker überzeugen. Und so kam es 1987 neben anderen deutsch-deutschen Verbindungen auch zur offiziellen Partnerschaft Hamburg-Dresden.
Während es heute vor allem um Zusammenarbeit zweier Hauptstädte am selben Fluss geht, gab es historisch weitere Zusammenhänge. 1850 eröffnete in Dresden ein Konsulat Hamburgs. Der Maler Otto Runge wurde in Dresden ausgebildet, um dann in Hamburg tätig zu werden. Gottfried Semper, Architekt der Semperoper, stammte aus Hamburg. Und Städteplaner Fritz Schumacher wirkte in Hamburg mit einer gleichzeitigen Professur in Dresden. Schließlich sorgte die Hamburgische Staatsoper für einen regen Kulturaustausch mit Aufführungen in Dresden.
Bachs h-Moll-Messe in Dresden und Hamburg
Für das Jubiläumskonzert treten Kammerchor und Ensemble der Frauenkirche Dresden in beiden Städten auf: zum Tag der Deutschen Einheit in der Frauenkirche, drei Tage später in der Hamburger Laeiszhalle. Auf dem Programm steht Bachs h-Moll-Messe, die der Komponist übrigens in einer frühen Fassung als Bewerbung an den Dresdner Hof schickte. Doch das ist eine andere Geschichte.
concerti-Tipp:
Bachs h-Moll-Messe
Di. 3.10., 20 Uhr
Ort: Frauenkirche Dresden
Fr. 6.10., 20 Uhr
Ort: Laeiszhalle Hamburg
Mitwirkende: Julia Sophie Wagner, Nicole Pieper, Erik Stokloßa, ensemble frauenkirche, Kammerchor der Frauenkirche Dresden, Matthias Grünert (Leitung) u.a.