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Berlin: Choreos im Berghain

Antikes Vorbild im Techno-Club

Bewusster Bruch mit der Konzertkultur: Das neugegründete Chorensemble Choreos präsentiert seine Debüt-Produktion „The TYGER“ im legendären Berliner Techno-Club Berghain

vonJohann Buddecke,

Chorgesang und szenische Bewegungen werden im Allgemeinen eher weniger mit dem Berghain verbunden. In Berlins berühmt-berüchtigtstem Techno-Club feiern normalerweise Clubgänger aus aller Welt zu wummernden Bässen bis in die späten Vormittagsstunden. Nächste Woche jedoch dient die außergewöhnliche Location, ein altes Heizkraftwerk mit 18 Meter hohen Decken, für zwei Abende als Konzertsaal der etwas anderen Art.

Choreos bricht mit Gewohnheiten

„The TYGER“ ist der Name der Debüt-Produktion des neugegründeten Chorensembles Choreos, dessen künstlerisches Konzept Chorgesang und szenische Bewegungen miteinander kombiniert. Die Inszenierung des Choreographen Lars Scheibner bricht dabei absichtlich mit den audiovisuellen Gewohnheiten der gängigen Konzertkultur und verbindet Bewegung und Klang zu einer neuen Einheit. Als musikalische Grundlage dienen Sven-David Sandström zeitgenössische Vertonungen des gleichnamigen Gedichts „The Tyger“ des britischen Lyrikers William Blake.

Zurückgehend auf den in der griechischen Antike entwickelten Idealtypus einer Symbiose aus Musik, Dichtung und Tanz, verkörpern die 16 speziell gecasteten Sängerinnen und Sänger in The TYGER einen Gegenpol zur gängigen Konzertpraxis. Konträr zur bewährten Methode der Bebilderung von Musik, steht das Erleben von Musik durch Bewegung im Zentrum der Produktion. Die einzigartige Clubatmosphäre des Berghains, als sinnbildlicher Ort des Tanzes, bietet somit die ideale Kulisse für die Inszenierung.

Einheit statt Konkurrenz

„The TYGER“ wurde mit dem Anspruch des Ensembles entwickelt, eine Performance zwischen Bewegung und Gesang zu kreieren, in der beide künstlerischen Teilbereiche nicht in gegenseitiger Konkurrenz miteinander stehen, sondern als Einheit wahrnehmbar werden. Blakes Gedicht, in dem die Spannungen zwischen den Antagonisten Tiger und Lamm als Analogie von Menschlichkeit zusammengefasst werden, ist da eine naheliegende Wahl.

Die einstündige Performance von Choreos steht unter der Leitung des international renommierten Chorleiters Stephan Lutermann, der gemeinsam mit Lars Scheibner bereits Werke wie Bachs „Johannespassion“ und Brahms’ „Requiem“ inszeniert hat. Der Einlass ist ab 18 Jahren.

concerti-Tipp:

Choreos: „The TYGER“
Do. 31.8., 21 Uhr (Premiere), Fr. 1.9., 17 Uhr & 20 Uhr
Ort: Berghain/Berlin

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