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Die Junge Deutsche Philharmonie mit „Alle Sinne für die Siebte“

Beethoven trifft Action Painting

Die Junge Deutsche Philharmonie schärft „Alle Sinne für die Siebte“.

vonEcki Ramón Weber,

Das Beethoven-Jahr wird zwar durch die Corona-Pandemie empfindlich ausgebremst, doch der Jubilar steht trotzdem weiterhin im Fokus. Jetzt sind Experimente und kreative Lösungen gefragt, um die Hürden nötiger Abstandsregeln und Hygienemaßnahmen zu nehmen. Genau das Richtige für die Junge Deutsche Philharmonie, die seit Jahren mit ihrer Reihe „Freispiel“ die Aufführung von Orchester­musik neu denkt. Das aktuelle Projekt „Alle Sinne für die Siebte – Freispiel 2020“ nimmt sich Beethovens Sinfonie Nr. 7 vor. Eine „Orgie des Rhythmus“ nannte sie der Schriftsteller Romain Rolland. Die Uraufführung 1813 an der Wiener Universität geriet zu einem klingenden Manifest gegen Willkür und Machtgier, damals konkret jene Napoleons, verbunden mit der Hoffnung auf eine bessere Welt. Genau das können wir heute gut gebrauchen.

Junge Deutsche Philharmonie: Scherzo mit viel Körpereinsatz

Die Junge Deutsche Philharmonie hat verschiedene Künstler mit ins Boot genommen, um die vier Sätze der Sinfonie neu zu beleuchten und zu kommentieren. Das geschieht inter­disziplinär, multimedial und interaktiv – nicht bloß als hippe Dekoration, sondern tatsächlich als Grund­prinzip einer vielschichtigen Performance: So wird der erste Satz mit seinem euphorischen Haupt­thema durch ­Action Painting auf Acrylscheiben, die mittlerweile als Infektionsschutz den Alltag in ­Corona-Zeiten bestimmen, visuell umgesetzt. Der zweite Satz, ein stilisierter Trauermarsch mit dramatischen Zuspitzungen, wird choreografisch interpretiert.

Auf die Aufbruchsstimmung im rasanten Scherzo-Satz mit seinen erdigen Zwischenteilen wird mit Physical Theatre reagiert, mit einer Theaterform, bei der es vor allem um nonverbale Kommunikation und um viel Körpereinsatz geht, gerne auch unter Mitwirkung des Publikums. Und die Energieausbrüche des Schluss­satzes geben die Impulse für eine Video­installation. Wenn nach diesen überraschenden Perspektiven schließlich die gesamte Sinfonie erklingt, dürfte dies tatsächlich neue Einsichten und Entdeckungen ermöglichen. Für Daniel Finkernagel als Kurator und Regisseur ist die Konzert-Performance durchaus nah bei Beethoven: Schließlich habe dieser selbst neue Ausdrucksformen gesucht und „mit seinem absoluten Freiheitsdrang“ ständig Grenzen gesprengt.

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