Zwei Klavierlehrer hatte Daniel Barenboim in seinem Leben: zunächst seine Mutter, danach seinen Vater. Doch der hochbegabte Junge, der seine ersten zehn Jahre in Argentinien zubrachte, ehe er mit seinen Eltern 1952 nach Israel zog, hatte schon früh namhafte wie wichtige Förderer: Mit elf Jahren lernte er bei Igor Markevitch in Salzburg, fand in Wilhelm Furtwängler einen frühen Verehrer („Der elfjährige Barenboim ist ein Phänomen!“) und studierte im Jugendalter Komposition bei Nadia Boulanger in Paris. In dieser Zeit entstanden auch seine ersten Plattenaufnahmen als Pianist sowie die ersten Konzerttourneen. Dies war der Beginn seines Weltbürgertums.
Seit 2008 hat der Israeli und Argentinier mit russischen Wurzeln auch die palästinensische Ehrenstaatsbürgerschaft, darüber hinaus spricht Barenboim sieben Sprachen und hat mit Berlin, Paris und Mailand gleich drei weitere Heimaten: Von 1992 bis zu seinem Rücktritt aus gesundheitlichen Gründen im Januar 2023 war er Künstlerischer Leiter und Generalmusikdirektor der Berliner Staatsoper, an der Mailänder Scala wirkte er acht Jahre lang als Gastdirigent und Musikdirektor, und von 1975 bis 1989 war Barenboim Chefdirigent des Orchestre de Paris.
Inzwischen dürfte es kein Opernhaus, Orchester oder Festival von Weltrang mehr geben, an dem er noch nicht wirkte. Darüber hinaus tritt der Pianist und Dirigent seit Jahren als sozial engagierter Friedensstifter in Erscheinung, setzt sich mit dem West Eastern Divan Orchestra und der 2015 eröffneten Barenboim-Said-Akademie für die Völkerverständigung im Nahen Osten ein und gründete in Berlin einen Musikkindergarten. Seine zwei Söhne sind übrigens ebenfalls Musiker: Michael ist Konzertviolinist, während sein älterer Bruder David als Songwriter und Produzent tätig ist.