Vor dem Vorhang baden die Zuschauer im Glanz des Opernhauses und genießen während der Vorstellung die Illusion des Bühnenlebens. Darüber gerät, wenn die Technik reibungslos funktioniert, ein anspruchsvolles Handwerk in Vergessenheit. Was alles in die Wege geleitet werden muss, um verschiedene Bühnenbilder punktgenau aufzubauen, Kostüme zu fertigen und alles ins rechte Licht zu tauchen, ist am morgigen Sonntag in der Dokumentation „Ganz große Oper“ zu sehen. Dafür hat die Bayerische Staatsoper ihre Hintertüren geöffnet und zeigt, was ihre 1.200 Mitarbeiter aus 47 Nationen leisten, damit die Bretter des Hauses die Welt bedeuten können.
Die Inszenierungen von Richard Wagners „Die Meistersinger von Nürnberg“, Jean-Philippe Rameaus „Les Indes galantes“ und Giuseppe Verdis „Un ballo in maschera“ werden filmisch begleitet. In diesem Rahmen zeigen die Klassik-Stars Anja Harteros und Jonas Kaufmann ihre Arbeit, die sie vor und hinter dem Vorhang leisten. Die Dirigenten Kirill Petrenko, Zubin Mehta und Ivor Bolton sprechen über Kunst im Werden und Intendant Nikolaus Bachler sowie sein Vorgänger Sir Peter Jonas werden vorgestellt. Ballett-Fans kommen auch nicht zu kurz, denn die Dokumentation begleitet Igor Zelensky, den neuen Direktor des Staatsballetts, bei den Proben zu Mikus‘ „La Bayadère“.
Die Bayerische Staatsoper zeigt ihre Ingenieurskunst
Die mit zahlreichen Preisen ausgezeichnete Bayerische Staatsoper öffnet sich für den Filmbeitrag gleich in mehrfacher Hinsicht, denn dieser ist nicht nur für Klassikbegeisterte geeignet sondern auch als Einstieg in die Opernwelt für alle Neugierigen. Die bewusste Durchbrechung der für Außenstehende oft glatten, ästhetischen Oberfläche macht eine weitere, unverzichtbare Ebene des Betriebes erfahrbar: Gelebte Leidenschaft für die Musik. Sie ist die Voraussetzung dafür, dass das Opernhaus wie eine Spieluhr funktioniert.
Gerade der technische Aspekt ist als Ingenieurskunst mit eindrucksvollen Bildern präsentiert. Verdi und Wagner, die beide ihr Leben lang darum gekämpft haben dem Bühnenapparat Herr zu werden, um das perfekte Opernerlebnis zu bieten, sind die idealen Helden für einen Beitrag wie diesen. Vieles von dem, was in der Schaffenszeit der Komponisten noch undenkbar war, geschieht heute innerhalb von wenigen Augenblicken, bleibt aber gewöhnlich dem Publikum verborgen.
Wer dabei sein will – den Saisonausblick 2018/19 gibt es hier:
concerti-Tipp:
Ganz große Oper
So. 8.7., 23:40 Uhr
arte