Obwohl sich „Carmen“ von Georges Bizet bei der Uraufführung 1875 wegen der Mischung aus Leidenschaft, Sinnlichkeit und Gewalt als zu schockierend fürs Publikum und auch für die Presse entpuppte, trat die Oper trotz vernichtender Kritiken und den damit einhergehenden Bühnenflop recht zügig seinen Siegeszug um die Welt an. Das ist nicht zuletzt der Popularität von Arien wie der Habanera „L’amour est un oiseau rebelle“ zu verdanken.
Inzwischen ist „Carmen“ von den Bühnen dieser Welt nicht mehr wegzudenken und gehört zweifellos zu den meistgespielten Opern überhaupt. Allein das Londoner Royal Opera House führte die Geschichte rund um die feurige Spanierin mehr als fünfhundert Mal auf.
Barrie Kosky hält sich eng an Georges Bizet
Und auch im März wird sich in London wieder alles um das unabhängige Zigeunermädchen Carmen drehen, denn in Covent Garden steht jetzt die Inszenierung von Barrie Kosky auf dem Programm, die 2016 erstmals an der Oper Frankfurt gezeigt wurde. Koskys unkonventionelle Interpretation verpasst der zeitlosen Geschichte um Leidenschaft und Rache eine frische Perspektive, denn der australische Regisseur greift vor allem auf die Theaterkonventionen der Opéra Comique, der Operette, der Revue und des Varietés zurück, die allesamt bereits Bizet bei der Komposition von „Carmen“ inspirierten.
Bei einer derartigen Rückbesinnung auf Georges Bizet ist es nur eine logische Konsequenz, dass bei der Aufführung auch Musik aus der Originalpartitur zu hören sein wird, die vor der Uraufführung dem Rotstift zum Opfer fiel und seitdem für die Oper auch nicht wiederverwendet wurde. Man kann sich also gespannt sein, wie Jakub Hrůša diese Passagen als musikalischer Leiter der Aufführung interpretieren wird.
Anna Goryachova als Carmen
Ursprünglich sollte Anett Fritsch in Covent Garden die Rolle der Micaëla singen. Aufgrund ihrer Schwangerschaft musste die deutsche Sopranistin ihr Engagement aber absagen. Stattdessen wird die russische Sopranistin Kristina Mkhitaryan als Micaëla zu hören sein. An der weiteren Besetzung ändert sich indes nichts: Wie angekündigt werden die russische Mezzosopranistin Anna Goryachova als Carmen zu erleben sein, während der italienische Tenor Francesco Meli den Don José geben wird.
Koskys Inszenierung von Bizets „Carmen“ wird am 6. März um 19:45 Uhr live im Kino übertragen. Viele Filmtheater werden die Inszenierung in den folgenden Wochen dann auch als Aufzeichnung zeigen.
Trailer zu Bizets „Carmen“:
concerti-Tipp:
Bizet: Carmen
Mit: Anna Goryachova, Kristina Mkhitaryan, Francesco Meli, Jakub Hrůša (musikalische Leitung) u.a.
Di, 6.3., 19:45 Uhr
Im Kino