Seitdem Kanzlerin Angela Merkel am vergangenen Sonntag eine Kontaktsperre zur Eindämmung des Corona-Virus ausgesprochen hat, beschränkt sich der Aktionsradius der meisten Deutschen auf die eigene Familie. Im Fall von Flötistin Ana de la Vega und Geiger Daniel Röhn ist das in dieser Krise schon beinahe ein Glücksfall: Die beiden sind auch privat ein Paar und stellen im Rahmen unser Livestream-Reihe #deinconcertiabend bei Facebook ihre musikalische Kompatibilität unter Beweis – ganz ohne den nun geforderten Mindestabstand von zwei Metern.
In diesen Tagen hätte das Paar bei den Starnberger Musiktagen mit dem Programm „Zauberflöte zu zweit“ auftreten sollen. Nun sitzen die beiden mit ihrer Familie in Hamburg fest: „Alle unsere Konzerte bis Juli wurden abgesagt und weitere Absagen trudeln nach und nach ein – sogar für Konzerte, die noch weiter in der Zukunft liegen. Für uns als Familie hat dies natürlich vor allem auch dramatische finanzielle Folgen.“ Eine Situation, in der sich fast alle freiberuflichen Musiker derzeit wiederfinden. Und die für Röhn und de la Vega auch mit Zukunftsangst einhergeht: „Mit allen Mitmenschen teilen wir den Schock der letzten Wochen, die enormen Herausforderungen der aktuellen Situation und die Angst und Unsicherheit, wenn es um die Zukunft geht, insbesondere um die Zukunft der darstellenden Künste und der klassischen Musik. Wir fragen uns ernsthaft, ob Manager, Orchester und Veranstalter, die ja die Säulen der Branche sind, genauso wie wir Künstler diese Krise überstehen werden und wir dann alle gemeinsam von vorn anfangen können und müssen.“
Krise als großer Gleichmacher
Den Kopf in den Sand zu stecken kommt für das Paar jedoch nicht in Frage: „Wir können nur im Heute agieren. Das heißt für uns vor allem, die Medien zu nutzen, die für uns nun zugänglich sind, und dabei ein wenig Freude zu den Menschen da draußen zu bringen. Und wenn es auch nur über den inadäquaten Sound eines Handy-Mikrofons ist.“ Auf dem Programm ihres Livestreams für #deinconcertiabend stehen virtuose Werke wie eine Caprice von Wieniawski oder Debussys „Syrinx“ sowie Opernbearbeitungen von Gluck und Mozart.
Und auch wenn die moderne Technik die Direktheit eines Konzerts und eines Konzertsaals nicht ersetzen können, so kann der eine oder andere Musiker laut de la Vega und Röhn doch noch einiges dazulernen: „Vielleicht lehrt uns diese Situation, weniger selbstkritisch und egozentrisch zu sein und mehr zu teilen und zu kommunizieren – also das zu tun, wozu Musik von Anfang an gedacht war. Irgendwie fühlt es sich doch so an, als ob dieses ganze „Social Distancing“ uns näher zusammenbringt! Wann standen denn zuletzt alle Menschen auf dieser Welt vor demselben Problem? Diese Krise ist der große Gleichmacher, und wenn wir uns das bewusst machen, fühlen wir uns hier, am Waldrand in Hamburg, schon gleich nicht mehr ganz so einsam.“
#deinconcertiabend
Di. 24.3.2020, 20:30 Uhr
Ana de la Vega (Flöte)
Daniel Röhn (Violine)
Hier geht’s zum Livestream
Leclair: Vivace aus der Sonate C-Dur op. 3
Gluck: Melodie aus der Oper „Orpheus und Eurydice“
Beethoven: Minuet WoO 26
Wieniawski: Caprice Nr. 4 a-Moll
C. P. E. Bach: Duetto G-Dur (I. Andante, II. Allegro, III. Allegretto)
Debussy: Syrinx
Mozart: „Deh, vieni alla finestra“ aus der Oper “Don Giovanni”
Mozart: Andante cantabile aus dem Duo Nr. 2 B-Dur, KV 424
Hoffmeister: Duo-Concertante Nr. 3 F-Dur (I. Allegro, II. Romanze, III. Allegretto)