Conrad Tao ist gerade einmal 25 Jahre alt, doch seine musikalische Lebenserfahrung lässt ihn um einiges älter wirken: Sein Debüt in der Carnegie Hall hat er bereits hinter sich, das New York Phiharmonic gibt bei ihm Kompositionen in Auftrag, er ist Empfänger zahlreicher hochdotierter Stipendien und Auszeichnungen. Der Pianist und Komponist, der dem deutschen Publikum durch seine Preisträgerschaft bei den Festspielen Mecklenburg-Vorpommern bekannt geworden ist, gilt in amerikanischen Fachkreisen als „the next big thing“, als Künstler von Morgen. Für concerti schaltet er sich am 31.3.2020 um 19:30 Uhr MEZ aus seinem Wohnzimmer zu #deinconcertiabend.
New York, Conrad Taos derzeitiger Wohnort, bietet aktuell einen ungewohnten Anblick: Teils sind die Straßen wie leergefegt, andernorts geht das Leben munter draußen weiter – obwohl die Corona-Krise mittlerweile auch die USA erreicht hat. Der Stadtstaat gilt mittlerweile als Epizentrum der Pandemie. Und genauso wie in Deutschland ist die Lage für freischaffende Künstler prekär. Tao setzt sich deshalb mit eigenen Wohnzimmer-Konzerten, aber auch mit Livestreams für andere Plattformen für den neu gegründeten New Music Solidarity Fund ein, der anderen, in den USA ansässigen Musikern in der unerwarteten Notlage helfen soll.
Programme mit Mehrwert
Im Rahmen dieser Konzerte ist Tao in seiner Repertoire-Auswahl alles andere als ein „crowd-pleaser“, der nur Komponisten und Werke spielt, die gute Einschaltquoten bringen. Neben Stücken von Bach interpretierte er deshalb vor allem auch eigene Werke für Klavier mit und ohne Synthesizer sowie das Mammutwerk „The people united will never be defeated“ von Frederic Rzewski. Einige Werke dieses Komponisten hat Tao auch auf seinem letztem Album „American Rage“ aufgenommen, kombiniert mit Stücken von Aaron Copland und Julia Wolfe.
In einem Interview mit der New York Times sagte er kürzlich: „Ich liebe es, Programme zusammenzustellen. Dabei kann ich wie ein Komponist denken, während ich gleichzeitig als Pianist die Stücke interpretiere. Dabei spiele ich mit Applauspausen und Gegensätzen – wenn ich zum Beispiel Bach und Elliott Carter in einem Programm kombiniere, möchte ich nicht die Unterschiede der beiden glattbügeln, sondern vielmehr die Möglichkeit bieten, beide Komponisten ein bisschen anders wahrzunehmen als sonst.“ Sein Programm für #deinconcertiabend mit Werken von Bach, Carter, Debussy und einer Eigenkomposition beschreibt er denn auch passend als eine „Verknüpfung von Logik und Chaos“.
#deinconcertiabend
Di. 31.3.2020, 19:30 Uhr
Hier geht es zum Livestream
Programm:
Bach: Toccata Nr. 1 fis-Moll
Carter: Two Thoughts About the Piano, I Intermittences, II Caténaires
Bach: Choralvorspiel G-Dur BWV 641 „Wenn wir in höchsten Nöten sein“
Tao: Improvisation
Debussy: Arabesque Nr. 1