Am Ende war die einhellige Empörung der breiten Öffentlichkeit wohl doch zu groß: Gestern hat der Vorstand des Bundesverbandes Musikindustrie in Berlin eine außerordentliche Sitzung einberufen, um sich über die Zukunft des Musikpreises ECHO zu beraten. Nachdem bei der diesjährigen Preisverleihung am 12. April ein Rap-Album mit antisemitischen Texten ausgezeichnet worden war und daraufhin zahlreiche Künstler ihre ECHO-Auszeichnungen der letzten Jahre wieder zurückgegeben hatten, kam der Vorstand nun zur Entscheidung: Den ECHO wird es nicht mehr geben.
In einer Erklärung auf der Homepage des ECHO heißt es weiter, der Award sei „viele Jahre ein großartiger Preis und zugleich zentrales Branchenevent mit vielen bewegenden Momenten und herausragenden Künstlerinnen und Künstlern gewesen.“ Jedoch wolle man keinesfalls, „dass dieser Musikpreis als Plattform für Antisemitismus, Frauenverachtung, Homophobie oder Gewaltverharmlosung wahrgenommen wird“.
Gleichzeitig ließ der Verband durchschimmern, dass er einen Neuanfang anstrebe, nicht nur beim Pop-ECHO, sondern auch bei dessen Äquivalenten aus den Bereichen Klassik und Jazz.
Drei Preise in eigener Struktur
Als erste konkrete Schritte nannte der Vorstand, dass er „die drei Preise in eine eigene Struktur überführen“ werde. Im Zuge dessen würden auch die bisher involvierten Gremien ihre Tätigkeit einstellen. Außerdem soll künftig auch im Pop-Bereich die Jury stärker in den Vordergrund rücken. Bislang waren dort – im Gegensatz zum ECHO Klassik und zum ECHO Jazz – auch die Verkaufszahlen der jeweiligen Songs und Tonträger mitentscheidend für eine Nominierung und Auszeichnung.
Den Worten des Gremiums werden am 31. Mai in Hamburg Taten folgen: Dann nämlich werden die Jazz-ECHOS verliehen, jedoch anders als bislang geplant, nämlich ganz ohne TV-Inszenierung und in kleinerem Kreis.
Stimmen Sie jetzt ab, ob die Entscheidung, den ECHO abzuschaffen, richtig ist:
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