In den Sommermonaten war Sir Bryn Terfel als tragischer Zar Boris Godunow in Mussorgskis gleichnamiger Oper sowie als skrupelloser Polizeichef Scarpia in Puccinis „Tosca“ am Royal Opera House zu erleben. Im Oktober vollzieht der walisische Bassbariton rollentechnisch eine Kehrtwende und gibt die Partie des ergreisten, störrischen, in jedem Falle aber hochkomischen und ein weltfremden Don Pasquale. Überhaupt sind die Figuren in Gaetano Donizettis Opera buffa der Commedia dell’arte entlehnt. Neben dem Pantalone Don Pasquale ist da noch der Harlekin Ernesto, Don Pasquales unsterblich verliebter Neffe, dessen Angebetete namens Norina (Olga Peretyatko) seines Standes nicht würdig ist.
Die perfekte Braut für Don Pasquale?
Grund genug für Don Pasquale, um Ernesto aufzufordern, das Haus zu verlassen. Da wittert der durchtriebene Arzt Malatesta, der liebend gerne Streit anzettelt, Konflikten jedoch strikt aus dem Weg geht, seine Chance (eben ein typischer Scapino der Commedia dell’arte…): Er erzählt Don Pasquale, die perfekte Braut für ihn gefunden zu haben, nämlich seine Schwester Sofronia. Natürlich gibt es diese ominöse Schwester gar nicht, stattdessen schlüpft im Verlauf der Oper Ernestos Angebetete Norina immer wieder in die Rolle. Und natürlich sind auch beileibe nicht alle in Malatestas listenreiche Pläne eingeweiht – das heitere Spiel der Verwechslungen kann also beginnen.
Die Londoner Neuproduktion (Premiere: 14.10.) liegt in den Händen des Venezianers Damiano Michieletto, dessen Inszenierung von Händels „Alcina“ bei den Salzburger Festspielen in diesem Sommer hochgelobt wurde. Sein Debüt am Royal Opera House liegt vier Jahre zurück, als er 2015 die Regie bei Rossinis „Guillaume Tell“ führte. Am Pult steht Evelino Pidò und damit ein alter Bekannter in Covent Garden, denn der Italiener feierte dort 1993 sein Debüt.