Niklas Liepe sollte eigentlich gerade auf Tour sein mit seinem New Paganini Project. Außerdem hätten ihn Kammerkonzerte nach Frankfurt und Bayreuth geführt. Der Ausbruch des Corona-Virus zwingt den Geiger nun zum Stopp in seiner Heimatstadt Hamburg. Immerhin hat er jetzt nicht nur Zeit für seine Familie, sondern auch, gemeinsam mit seinem Bruder Nils, für ein Konzert im Rahmen von #deinconcertiabend. „Im Moment halte ich mich, wie man es in der jetzigen Zeit allgemein tun sollte, zu Hause auf“, erklärt Niklas Liepe. „Hier kann ich uneingeschränkt üben. Außerdem versuche ich, online oder per Telefon meine beruflichen Angelegenheiten zu regeln. Zum Glück sind bisher alle in meinem Umfeld von einer Erkrankung durch das Coronavirus verschont geblieben. Ich hoffe sehr, dass das auch so bleibt.“
Für Liepe, der Hamburg wie seine Westentasche kennt, ist die Situation in der Stadt surrreal und gespenstisch. Er hat das „Gefühl, dass die ganze Welt stillsteht und niemand weiß, was noch auf uns zukommen wird. Mir fehlen die Konzerte und die damit verbundenen Proben natürlich sehr – und das nicht nur nicht wirtschaftlich, da von frühester Kindheit an Proben und Konzerte bestimmender Inhalt meines Alltags waren. Konzerte zu geben, also mit dem Publikum in einen Dialog einzutreten und auch dadurch einen vielfältigen Austausch von Emotionen in Gang zu setzen, ist für Künstler fast ein ,Lebensmittel‘, das nun bis auf Weiteres in dieser Form leider nicht mehr vorhanden ist. Aber Konzerte via Streaming sind natürlich gerade in der jetzigen Zeit auch eine willkommene Auftrittsmöglichkeit.“
Etwas Positives kann der junge Geiger der Corona-Krise aber dennoch abgewinnen: Die wochenlange Abwesenheit von zu Hause war für ihn bislang Normalität. Nun Zeit für die Familie zu haben, sei „eine bisher nicht gekannte Situation, die neu organisiert und gelebt werden muss, aber natürlich auch viele schöne neue Seiten zeigt.“
Jedoch denkt Liepe nicht nur an sich selbst. Da nicht nur ihn die Konzertabsagen der Corona-Krise treffen und ihm die Schicksale seiner Kollegen nahegehen, appelliert er an die Politik: „Für uns Künstler ist es ganz wichtig, dass von staatlicher Seite schnell und wirkungsvoll geholfen wird, da die Honorarausfälle für viele freischaffende Musiker sehr schnell zu existenzbedrohenden Situationen führen. Entsprechende Appelle an die verantwortlichen Stellen gibt es ja eigentlich schon genug! Nun sollten schnell Taten folgen.“
#deinconcertiabend
Sa. 28.3.2020, 19:15 Uhr
Niklas Liepe (Violine)
Nils Liepe (Klavier)
Holger Wemhoff (Moderation)
Hier geht’s zum Livestream
Say: Sonate für Violine und Klavier op.7 & Paganini Jazz
Bach: Goldberg Variationen