„Auf der Bühne kam eine Gestalt zum Vorschein, die der Unterwelt entstiegen zu sein schien. Das war Paganini in seiner schwarzen Gala“, schrieb der Dichter Heinrich Heine, als er den sogenannten „Teufelsgeiger“ im Juni 1830 in Hamburg erlebte. Mehr noch: Gleichermaßen abgeschreckt wie fasziniert bezeichnete Heine ihn in seinem Novellenfragment „Florentinische Nächte“ als „Vampir der Violine“.
Über Offenbachs „Cancan“ urteilte der Schriftsteller sogar, das Stück sei ein „Tanz, der nie in ordentlicher Gesellschaft getanzt wird, sondern nur auf gemeinen Tanzböden, wo der- oder diejenige, die ihn tanzt, unverzüglich von einem Polizeiagenten ergriffen und zur Thür hinausgeschleppt wird.“
Zwar spielte Heine kein Instrument und befasste sich allenfalls als Laie mit musiktheoretischen Fragen. Dennoch übte er sich regelmäßig als Musikkritiker und bewertete zeitgenössische Komponisten. Diese Eindrücke verarbeitete er nicht nur in seiner Lyrik, sondern auch in Zeitungsartikeln, die – obwohl ihm das Fachwissen fehlte – in der Musikwelt mit großer Spannung erwartet und gelesen wurden.
„Kaisers Klänge“ über Heine und die Musik
Umgekehrt vertonten aber auch viele Komponisten Heines Gedichte in ihren Werken, etwa Franz Schubert, Robert und Clara Schumann, Johannes Brahms oder Pjotr Tschaikowsky. Theodor W. Adorno behauptete gar, dass die Geschichte des deutschen Kunstlieds ohne Heine undenkbar wäre. Selbst die Welt der Oper entzog sich nicht Heines Einfluss. So wurde Richard Wagner durch den Dichter zu zwei seiner bekanntesten Opern inspiriert: dem „Fliegenden Holländer“ und dem „Tannhäuser“.
In seiner Sendung „Kaisers Klänge“ befasst sich hr2-Moderator Niels Kaiser mit dem Schriftsteller, Dichter, Journalisten und Musikkritiker Heine. Wer die heutige Sendung verpasst, kann sich die Wiederholung am 15. Mai um 20.04 Uhr anhören.
concerti-Tipp:
Kaisers Klänge
„Es klingt wie Flöten und Geigen!“ – Heinrich Heine beschreibt Musik
12.05.2019, 17.04 Uhr
hr2