Fast kaum eine Komponistin des 19. Jahrhunderts hat es ins allgemeine Klassikgedächtnis geschafft – wenn sie denn überhaupt zu Lebzeiten anerkannt wurden. Denn schließlich war das Komponieren damals ganz eindeutig Männersache. Clara Schumann und Fanny Mendelssohn mögen da Ausnahmen bilden, aber das auch nur mit unserem Blick aus dem Hier und Jetzt.
Clara etwa stand immer im Schatten ihres Mannes Robert Schumann. Und Felix Mendelssohn veröffentlichte gar sechs Kompositionen seiner Schwester Fanny unter seinem Namen: Er riet ihr davon ab, die Werke selbst zu veröffentlichen, da sie sonst ihre Pflichten als Hausfrau vernachlässigen würde. Heute haben beide Komponistinnen in der Klassikwelt indes einen viel höheren Stand.
Keine „Musik-Emanze“: Cécile Chaminade
Genau anders herum verhält es sich mit Cécile Chaminade, die heutzutage fast in Vergessenheit geraten ist. Lediglich ihr „Concertino für Flöte und Orchester“ und ihre Messe für Sopran, Alt und Orgel sind gelegentlich noch zu hören. Zu Lebzeiten aber waren die Kompositionen von Cécile Chaminade nicht nur beliebt, sondern sogar anerkannt. Sie veröffentlichte eine Fülle von Klavierstücken und Liedern und schuf ein großes Repertoire gehobener Unterhaltungsmusik. Und sie hatte viele Bewunderer – die prominenteste war wohl Queen Victoria.
Während andere Komponistinnen als „Musik-Emanzen“ verschrien wurden und gesellschaftlich sowie künstlerisch so manchen Seitenhieb einstecken mussten, konnte Cécile Chaminade mit derlei Bemerkungen geschickt umgehen und sich in der von Männern dominierten Musikwelt behaupten. Der Komponist und Schriftsteller Ambroise Thomas etwa sagte einst über sie, dass sie keine komponierende Frau sei, sondern ein Komponist in Frauengestalt wäre.
Eine starke, eine mutige Frau
In der Sendung „KlassikPlus“ beschäftigt sich Julia Schölzel heute Abend um 19:05 Uhr eine knappe Stunde mit dem Leben und dem Werk von Cécile Chaminade, die zum Beispiel als erste Frau zum Chevalier der französischen Ehrenlegion ernannt wurde und die während des Ersten Weltkriegs ein Krankenhaus leitete.
„Concertino für Flöte und Orchester“ von Cécile Chaminade:
concerti-Tipp:
KlassikPlus
Sprengen des Korsetts
Do. 11.1., 19:05 Uhr
BR-Klassik