Die 24. Ausgabe der Folle Journée von Nantes trägt den Titel „Vers un monde nouveau“ – zu Deutsch „In eine neue Welt“. Sie schließt auch dieses Jahr wieder mit dem traditionellen Konzert am Sonntagabend ab. Der deutsch-französische Kultursender arte überträgt das musikalische Highlight heute Abend live im Fernsehen.
Das Konzert eröffnet das Ensemble Mikrokosmos unter der Leitung von Loïc Pierre mit einem Festlied zu Ehren der baltischen Völker. Danach folgt das Stück „El cant dels ocells“ – zu Deutsch „Der Gesang der Vögel“ –, das der katalonische Cellist Pablo Casals seinen während des Spanischen Bürgerkriegs geflüchteten Landsleuten gewidmet hatte. Anschließend werden traditionelle Zigeunerlieder aus Osteuropa dargeboten, bevor der russische Pianist Denis Mazujew die „Rhapsodie über ein Thema von Paganini“ von Rachmaninow zur Aufführung bringt. Dieses virtuose lyrische Stück entstand ebenfalls im Exil.
Höhepunkt der diesjährigen Folle Journée
Danach spielt das Ural Philharmonic Orchestra den Schlusssatz der in den USA komponierten Sinfonie „Aus der Neuen Welt“ von Antonín Dvořák. Das renommierte russische Orchester unter der Leitung von Dmitri Liss ist regelmäßig zu Gast auf der Folle Journée. Zum Abschluss des Programms präsentiert es gemeinsam mit dem Philharmonischen Chor aus Jekaterinburg den berühmten Ausschnitt „Va pensiero“ aus Verdis Oper „Nabucco“. Dieser Gesang des jüdischen Volks im babylonischen Exil bildet gleichzeitig den Schluss- und Höhepunkt der diesjährigen Folle Journée, die ganz im Zeichen der Exilmusik steht.
Musiker im Exil: Artur Schnabel
Später am heutigen Abend zeigt arte ein Porträt des Musikers Artur Schnabel, der als Ikone unter den Pianisten des 20. Jahrhunderts gilt. Berühmt für die erste vollständige Einspielung aller Beethoven-Sonaten, bewundert für sein souveränes Klavierspiel und seine kompromisslose Haltung. Musikalischer Partner von George Szell, Otto Klemperer, Bruno Walter, Paul Hindemith, Arnold Schönberg und vielen anderen. Weithin unbekannt ist dagegen, dass Schnabel sich selbst mehr als Komponist denn als Interpret betrachtete. Seine eigentliche Aufgabe sah er auf dem schöpferischen, nicht dem nachschöpferischen Feld.
Der Pianist und Schnabel-Verehrer Markus Pawlik hat Artur Schnabel als Komponisten entdeckt und folgt in dieser deutsch-amerikanischen Produktion den Spuren seines Lebens in Berlin, London, Wien, Los Angeles, Italien und der Schweiz. Pawliks Passion, seine Liebe zu Schnabel und seine Reise zu signifikanten, für Schnabel bedeutenden Orten bilden das Rückgrat des Films und bestimmen seine Struktur. Pawlik wird begleitet von dem jungen amerikanischen Regisseur Matthew Mishory, der mit poetischen Bildern diese Reise auch zu einem visuellen Erlebnis macht. Zu Wort kommen unter anderem der Dirigent Kent Nagano, die Pianisten Leon Fleisher und Igor Levit sowie der Schauspieler Udo Samel.
Helen Schnabel spielt Artur Schnabel:
concerti-Tipp:
Musik für eine Neue Welt
So. 4.2., 17:35 Uhr
Artur Schnabel – Komponist im Exil
So. 4.2., 23:05 Uhr
arte