Durch den Glauben allein soll der Mensch in den Himmel gelangen, predigte Martin Luther. Deswegen verbannte er alles Überflüssige aus den Kirchen des Spätmittelalters – alles, bis auf die Musik und den Gesang. Denn gemeinsames Musizieren zu Ehren Gottes erhöht das Gemeinschafts- und Läuterungsbewusstsein, vor allem an Ostern.
Das wichtigste Fest im christlichen Kalender
Das Osterfest hat seine Wurzeln im jüdischen Passah-Fest. Bereits beim ersten Konzil von Nicäa im Jahre 325 wurde der erste Sonntag nach dem ersten Vollmond nach Frühlingsanfang als Termin für das Osterfest festgelegt und wird bis Pfingsten gefeiert. Es ist das wichtigste Fest im christlichen Kalender, denn an diesen Tagen wird die Auferstehung Jesu gefeiert. Kein Wunder also, dass im Rahmen protestantischer Liturgie unzählige Vokalwerke zur feierlichen Untermalung der Festlichkeiten entstanden sind.
Alle voran zu nennen wäre wohl Johann Sebastian Bach, der mit seinen Passionen, Oratorien und Kantaten zeitlose Huldigungen der göttlichen Macht schuf – und dies natürlich auch zu Ostern. Auch Georg Philipp Telemann lebte und komponierte voll und ganz nach dem Kirchenkalender. Während seiner Zeit in Hamburg ab 1721 hatte er für jeden Sonntag eine Kirchenkantate zu komponieren – an Festen wie Weihnachten, Ostern und Pfingsten, die damals noch an drei Tagen gefeiert wurden, waren es sogar jeweils drei. Dazu kam jährlich eine Passionsmusik.
Eine neue Ostertradition in England
Oder Georg Friedrich Händel, der 1750 eine jährliche Aufführungstradition an Ostern begründete: Händel, der ab 1712 in London lebte, schloss seine Oratoriensaison in der Fastenzeit jeweils mit einer Aufführung des „Messiah“ ab. Eine zusätzliche Vorstellung fand nach Ostern in der Kapelle des Londoner Foundling Hospital zugunsten der Waisen und Findelkinder statt – Nächstenliebe wurde auch im Hause Händel groß geschrieben.
Doch das Osterfest markiert nicht nur die Auferstehung Jesu, sondern auch den Übergang von der dunklen Jahreszeit in den Frühling, der durchaus inspirierend auf Komponisten wirkte. Wie etwa auf Robert Schumann, der mit seiner „Frühlingssinfonie“ eines der wohl prominentesten Werke für die erwachende Jahreszeit schuf. Und nicht zu vergessen der Skandal, der Strawinskys „Sacre du Printemps“ bis heute umweht und den Frühling in den Kontext eines heidnischen Opferrituals stellt.
Zum Abschluss des Osterwochenendes ist der in Freiburg lehrende Musikwissenschaftler Konrad Küster zu Gast im Studio bei Deutschlandfunk Kultur und erörtert die Bedeutung des Osterfestes im Spiegel der Musik.
Hören Sie Bachs „Oster-Oratorium“:
concerti-Tipp:
Musik im Gespräch
Mo., 2.4., 14:05 Uhr
Deutschlandfunk Kultur