Am 10. Februar feierte das selten aufgeführte Werk in prominenter Besetzung Premiere und wurde von Publikum mit stehenden Ovationen gefeiert. Insbesondere Bo Skovhus in der Rolle Karl V. (1500–1558) bekam durchweg gute Kritiken.
Anfang der 1930er-Jahre bekam Krenek vom Intendanten der Wiener Staatsoper Clemens Krauss einen Kompositionsauftrag. Heraus kam ein Bühnenstück mit Musik, das nicht als Oper im klassischen Sinne bezeichnet werden kann. Das Libretto, in dem es auch gesprochene Passagen gibt, verfasste der Komponist selbst. In dem Werk finden sich Film-Elemente und Projektionen, und musikalisch bediente sich Krenek bei Schönbergs Zwölftontechnik. Damit ist „Karl V.“ die erste abendfüllende Zwölftonoper.
Obwohl Krenek die Oper 1933 fertigstellte, kam es trotz intensiver Proben zunächst nicht zur Aufführung. Denn spätestens seit seiner Jazz-Oper „Jonny spielt auf“ aus dem Jahr 1927 war Krenek den Nationalsozialisten ein Dorn im Auge. Nach der Machtübernahme setzten sie den österreichischen Komponisten auf die „schwarze Liste“ und verhinderten so die geplante Uraufführung 1934. Erst vier Jahre später konnte sie im Neuen Deutschen Theater Prag aufgeführt werden. Der Komponist selbst war nicht anwesend und emigrierte kurze Zeit später in die USA.
Ausgefallene Kostüme und eine geflutete Bühne
Erzählt wird die Oper in retrospektiven Szenen: Kaiser Karl liegt auf dem Sterbebett und legt bei einem Mönch die Beichte ab, nachdem er zuvor die Stimme Gottes vernommen hatte, die ihm befahl, Rechenschaft abzulegen. Dabei lässt er einzelne Stationen seines Lebens Revue passieren und gesteht ein, dass sein Vorhaben, ein Weltreich unter christlicher Führung zu errichten, gescheitert ist. Krenek hielt sich streng an die historische Vorlage. Als letzter Kaiser hielt Karl V. tatsächlich an der Idee eines christlichen Reichs fest, in dem die Sonne niemals untergeht. Allerdings befreite der Komponist die Oper vom Renaissance-Kitsch und verlegte die Handlung in die Moderne.
Nicht nur modern, sondern gar fantastisch wirkt die Inszenierung der Theatergruppe La Fura dels Baus rund um den spanischen Regisseur Carlus Padrissa. Ausgefallene Kostüme und eine Bühne mit Wasser, Feuer, Spiegeln und Skulpturen zeugen von der gewaltige Bildsprache des Theaterkollektivs, das bereits 1992 damit beauftragt wurde, die Eröffnungsfeier für die Olympischen Spiele in Barcelona zu inszenieren.
„Karl V.“ live auf hauseigenem Streamingkanal
Für solche besonderen Inszenierungen hat die Bayerische Staatsoper ihren hauseigenen Streamingkanal staatsoper.tv eingerichtet. Das Format läuft mittlerweile in der siebten Saison und bietet Opern in HD-Qualität. Staatsintendant Nikolaus Bachler gibt vor jedem Live-Stream eine kurze Einführung in das Werk, und in den Pausen bekommen die Zuschauer Einblicke in den Backstage-Bereich der Staatsoper. Die heutige Aufführung von „Karl V.“ ist ab 19 Uhr live auf staatsoper.tv zu erleben.
Bo Skovhus und Carlus Padrissa über „Karl V.“:
concerti-Tipp:
23.2.2019, 19:00 Uhr
Krenek: Karl V.
Okka von der Damerau (Mezzosopran)
Bo Skovhus (Bariton)
Erik Nielsen (Leitung)
Carlus Padrissa – La Fura dels Baus (Regie)
staatsoper.tv