Erfolg bedingt eine Strategie. Musik ist da nicht ausgenommen. Das Vorhandensein eines gewissen Talents vorausgesetzt, ist der Weg zum Ruhm maßgeblich abhängig von der Arbeit abseits der Bühne. Dass diese Gesetzmäßigkeit nicht nur auf die heutige Zeit zutrifft, sondern bereits im Zeitalter des Barock ihre Gültigkeit besaß, ist offensichtlich. Georg Philipp Telemann erkannte die Notwendigkeit eines geschickten Marketings früh und wurde kurzerhand selbst tätig. Sein Geschäftssinn und seine Unverfrorenheit gegenüber der Obrigkeit machten ihn schnell über die Ländergrenzen hinaus bekannt.
So entschied sich Telemann, seine Werke im Selbstverlag zu veröffentlichen und ein Subskriptionsverfahren einzuführen, um die Druckauflage seiner Kompositionen an die Nachfrage anpassen zu können – mit Erfolg! Seine Kompositionen verbreiteten sich rasend schnell. Aus den heute erhaltenen Listen Telemanns ist ersichtlich, dass er aus ganz Europa Bestellungen erhielt. Zudem verstand er es, sich ein europaweites Netzwerk aufzubauen, was ihn schließlich zu einem ernst zu nehmenden Konkurrenten für Londoner und Pariser Verlage werden ließ.
Marketinggenie Telemann
Ein weiterer Teil seines Vermarktungskonzepts war das Einführen verschiedener musikalischer Periodika. Telemann erkannte in dem Fortsetzungsprinzip die Möglichkeit, seiner Käuferschaft eine gewisse Bindung aufzuerlegen. Zudem hatte er die Idee zur Herausgabe eines musikalischen Journals. So brachte er ab 1728 in Hamburg die erste Musikzeitschrift Deutschlands mit dem Titel „Der Getreue Musicmeister“ heraus. Mit seinem zweiten Zeitschriftenprojekt, „Der Harmonische Gottesdienst“, verfolgte er die Idee, Noten von geistlichen Werken für jedermann zugänglich machen – natürlich aus das nicht ohne Hintergedanken. Telemanns Plan war es hier, eine neue Käuferschaft zu generieren, fernab des professionellen Musikbetriebs der Zeit.
Mit seinem Geschäftssinn brachte es Telemann zu Lebzeiten zu europaweitem Ruhm. So erhielt er ertragreiche Kompositionsaufträge und sogar Einladungen zum Aufbau einer Hofkapelle aus Sankt Petersburg. Sein Selbstmanagement bescherte dem Komponisten, dessen Werke auf dem Höhepunkt seiner Bekanntheit mit einer Druckauflagen von bis zu dreihundert Exemplaren pro Werk verkauft wurden, ein stattliches Jahreseinkommen von 3000 Reichstalern ein – ein wahres Vermögen zur damaligen Zeit. Seine enorme musikalische Produktivität zahlte sich buchstäblich aus.
Für Deutschlandfunk Kultur hat sich Bernhard Schrammek mit dem Geschäftsmann Telemann beschäftig. Zu hören gibt es den Beitrag mit dem Titel „Auch die holde Kunst muss von etwas leben“ am 11. Dezember 2018 ab 22 Uhr.
Sehen Sie hier das Bremer Barockorchester mit Telemanns Konzert für Violine, Cello, Trompete und Streicher in D-Dur:
concerti-Tipp:
Di. 11.12.2018, 22:00 Uhr
Deutschlandfunk Kultur
Alte Musik: „Auch die holde Kunst muss von etwas leben“