Johann Strauss gilt als „Walzerkönig“, Jacques Offenbach als „Erfinder“ der Operette, doch die Wiener Operette, wie sie unser heutiges Operettenverständnis prägt, haben wir einem anderen zu verdanken: Franz von Suppé.
Er war der erste, der beeinflusst durch die ulkigen Singspiele Offenbachs zu eigenständigen Kompositionen gelangte. Damit gründete er ein neues Genre, dem er seine spezifisch wienerische Färbung verabreichte. Grund genug für Stefan Frey, in seiner Sendung „Die Geburt der Wiener Operette aus dem Geist des Volkstheaters“ einen genaueren Blick auf das Leben des unterschätzten Komponisten zu werfen.
Franz von Suppés „Boccaccio“ wurde seinerzeit öfter gespielt als „Die Fledermaus“ von Johann Strauss
Am 18. April 1819 kam Franz von Suppé in Split als Francesco Cavaliere Suppè Demelli zur Welt. Er entstammte einer ursprünglich belgischen Familie, die später in Dalmatien heimisch geworden ist. Bereits mit zehn Jahren begann er zu komponieren. Nach dem Tod seines Vaters 1835 übersiedelte Suppés Mutter, eine geborene Wienerin, gemeinsam mit ihrem sechzehnjährigen Sohn zurück in ihre Heimatstadt.
Insbesondere seit seinem zwanzigsten Lebensjahr entfaltete er als Komponist eine bemerkenswerte Produktivität, die Märsche, Walzer und Polkas, Lieder, Instrumentalwerke, aber auch Messen umschließt. Sein erster Einakter „Das Pensionat“ von 1860 gilt heute als erste Wiener Operette, doch die Presse nahm kaum Notiz von ihr.
Davon ließ Suppé sich nicht entmutigen und schrieb weiter kleinere Bühnenwerke. Und siehe da: Seine erste abendfüllende Operette „Fatinitza“ und sein größter Triumph „Boccaccio“ wurden zu ihrer Zeit öfter gespielt als „Die Fledermaus“ von Johann Strauss.
Hören Sie die Ouvertüre zu Franz von Suppés Operette „Leichte Kavallerie“:
concerti-Tipp:
Di. 12.3., 20:03 Uhr
Gassenhauer
SWR2