Für Bernd Alois Zimmermann war Komponieren hauptsächlich eine Suche: Er setzte sich mit einem bestimmten musikalischen Problem auseinander, für dessen Lösung er alle ihm zur Verfügung stehenden musikalischen Mitteln verwendete – seien sie auch noch so radikal. So versuchte er beispielsweise, Gegensätze zu vereinen, etwa musikantische Motive gepaart mit strenger Struktur. Immer wieder unternahm er den Versuch, Widersprüchliches durch strukturelle Mittel zusammenzuführen. Auch Einflüsse aus der Dichtkunst, vornehmlich von James Joyce und Ezra Pound, sowie aus der Malerei (hier vor allem der Surrealisten) sind in seinen Werken zu finden, hauptsächlich in Form von Collagen oder Montagen. Diese wurden sogar bald zum Markenzeichen des Komponisten, oft „Zitatenkomposition“ genannt. Zimmermann selbst schlug den Begriff des „pluralistischen Komponierens“ vor. Er wollte eine Reflexion der eigenen Zeit.
„Die damals provokative Collagetechnik dieser Oper ist heute in den Künsten ein durchweg vertrautes Mittel“
Mit seinem Werk „Die Soldaten“ schuf er eine Jahrhundertoper, die die Interpreten sogar philosophisch herausfordert. „Die damals provokative Collagetechnik dieser Oper ist heute in den Künsten ein durchweg vertrautes Mittel“, erklärte der französische Dirigent und Kölner Generalmusikdirektor François-Xavier Roth, als er sich letztes Jahr auf die Premiere von Zimmermanns Zentralwerk vorbereitet hat.
Unter dem Eindruck verschiedener akustischer Alltagserfahrungen begannen im 20. Jahrhundert noch weitere Komponisten, Versatzstücke fremder Musik in ihre eigenen Werke zu integrieren. Das hr-Sinfonieorchester, das Ensemble Philharmonic Brass, das GrauSchumacher Piano Duo und das Arditti String Quartet präsentieren in der Sendung „Schere, Klang, Papier“ auf hr2-kultur musikalische Collagen von Bernd Alois Zimmermann, Charles Ives, Gerhard Stäbler, Luigi Nono und Alfred Schnittke.
concerti-Tipp:
Do. 18.7., 20:04 Uhr
hr2-kultur
Feature – Schere, Klang, Papier