Sie bestehen aus Holz oder Blech, haben Saiten oder Tasten: Wenn es um Musikinstrumente geht, sind der Fantasie kaum Grenzen gesetzt – selbst Steine werden zu Instrumenten. Diese nennen sich Lithofone. Reibt man sie oder schlägt sie an, fangen sie an zu schwingen und bringen ihre ganz eigenen spezifischen Klänge hervor. Besonders gut geeignet sind Jadesteine, das Lavagestein Phonolit oder Granit. So entdeckte beispielsweise der portugiesische Komponist Luis Antunes Pena in Zusammenarbeit mit dem Perkussionisten Nuno Aroso die Schönheit des Granitklangs für sich. Kurz vor seinem plötzlichen Tod im Jahr 2015 erarbeitete der Schweizer Hans-Jürg Meier das Stück „TRE“ für Lithofon.
Seitdem haben Lithofone ihrem Platz vor allem in der Neuen und Zeitgenössischen Musik gefunden. Friederike Kenneweg hat für ihre Sendung „Der Klang der Steine – Neue Musik für Lithophone “ mit zeitgenössischen Musikern, Komponisten und Instrumentenbauern darüber gesprochen, wie sie ihre Instrumente bauen, finden und bearbeiten, wie sie für Steine komponieren und was sie am Klang der Steine fasziniert.
Im asiatischen Raum sind Lithofone viel verbreiteter als in Europa
Doch seit wann gibt es diese Instrumente? Bereits in der Steinzeit haben Menschen mit Steinen Musik gemacht. Das älteste heutzutage bekannte Lithofon befindet sich auf Sumatra und besteht aus sechs Steinen unterschiedlicher Größe und Höhe. Im asiatischen Raum sind Steininstrumente viel verbreiteter als in Europa. Ein Lithofon aus Vietnam, das auf 10.000 bis 15.000 Jahre geschätzt wird, ist im Museum für Völkerkunde in Paris zu sehen. Und auch in Afrika musizieren die Menschen mit Steinen. In Europa hingegen waren Steininstrumente lange Zeit nicht besonders populär. Erst im Jahr 1785 hat der britische Exzentriker Peter Crosthwaite sechs klingende Steine zu einem Lithofon zusammengebaut. Die „Musical Stones of Skiddaw“ sind im Keswick Museum in Nordengland zu sehen.
Der Brite Joseph Richardson beschäftigte sich schon aus beruflichen Gründen mit dem Klang von Steinen. Der gelernte Steinmetz entwickelte 1827 ein ausgeklügeltes Steininstrument, das er gemeinsam mit seinen Söhnen in lokalen Konzerten vorführte. Nach und nach erweiterte Richardson sein Lithofon um Klangschalen und Glocken. 1848 trat er sogar im Buckingham Palast auf, unter dem klangvollen Namen „Richardson & Sons, Rock, Bell and Steel Band“. Heute sind es Musikgruppen wie „The Stone Trio“ aus Basel, die sich improvisierend den Stein-Klängen widmen.
Hören Sie den Klang eines Lithofons aus Chloritschiefer:
concerti-Tipp:
Do., 4.10., 21:30 Uhr
hr2-kultur
Der Klang der Steine – Neue Musik für Lithofone