Blutrünstige Haie, angriffslüsterne Vögel, Monster-Bräute oder dämonische Kinder: Doch nicht nur die Bilder allein führen dazu, dass sich ein Horrorfilm nachhaltig ins Gedächtnis seiner Zuschauer eingräbt. Denn wie kaum ein anderes Filmgenre funktioniert der Horrorfilm nur mit dem richtigen Ton: Die Musik macht in diesem Falle den Film und ist meist unverzichtbar.
Musik verstärkt den Horror
Musik stellt einen Schlüssel zum Verständnis von Horror dar. Sie kann einzelne Aspekte eines Films erst kenntlich machen, indem Musik in direkter Beziehung zu einem anderen filmischen Element stehen kann, das für den Horror spezifisch ist. Sie kann dem Horror also eine Schicht hinzufügen, die ansonsten nicht vorhanden wäre.
Was gibt es Schlimmeres, als unterschwelliges Flüstern oder laute Schreie? Vor allem Flüstergeräusche machen den Anschein, als seien sie überall. Es ist unmöglich ihren Ursprung zu bestimmen – dennoch sie sind da. Das Gegenteil dazu sind laute Schreie. Besonders ein schmerzverzerrter Schrei lässt doch jeden Zuschauer bis ins Mark erzittern. In der Sendung von Nick-Martin Sternitzke begibt sich der Hörer auf eine cineastische Spurensuche, die der existenziell-essenziellen Frage nachgeht: Wie klingt Angst?
Wie funktioniert Musik im Horrorfilm und was kann sie auslösen?
Musik in Horrorfilmen lebt hauptsächlich von Musikinstrumenten, die einen starken Kontrast erzeugen. Zum einen muss die Musik geheimnisvoll und bedrohlich wirken, zum anderen muss sie explosionsartig über den Zuschauer hereinbrechen. Eine beängstigende Grundstimmung erzeugen tiefe Hörner und tiefe Streicher. Dazu kündigen dumpfe, hallende Trommeln ein kommendes Unheil an. Sobald das Monster aus der dunklen Ecke hervorschnellt oder sich langsam an sein Opfer schleicht, gehen Streicher in den hohen Frequenzbereich und drängen warnend, ja fast kreischend die Zuschauer in ihre Sitze. Filmkomponisten müssen hier auf der ganzen Skala – von minimalistisch bis intensiv – komponieren.
Auch Soundeffekte spielen eine große Rolle. Angefangen bei knarrenden Türen, bis hin zu Schreien aus der Ferne. Geräusche bilden eine eigene Realität, so dass Horrorfilme theoretisch auch ohne Musik auskommen können. Stille hingegen hat ihre ganz eigene Qualität. Denn eine künstliche Stille im Horrorfilm erzeugt Spannung: Hinter jeder Ecke könnte etwas Unheimliches lauern. Und Stille kann auch Einsamkeit und Verlassenheit suggerieren und jedes noch so winzige Geräusch, sei es nur das eigene Atmen oder Herzklopfen, wird als laut oder sogar bedrohlich empfunden. Wie funktioniert Musik im Horrorfilm und was kann sie auslösen? Auskunft und Antworten gibt eine Geisterbahnfahrt durch ein Jahrhundert Filmgeschichte in die dunkelsten Unter- und Abgründe Hollywoods.
concerti-Tipp:
So. 4.11.2018, 14:05 Uhr
SWR2
Feature am Sonntag
Sinfonie des Grauens – Musik und Geräusch im Horrorfilm