Der Schweizer Flötist Emmanuel Pahud ist zwar Orchestermitglied bei den Berliner Philharmonikern, aber auch als Solist ist er auf den großen Bühnen der Welt zu Hause. Sieben Mal wurde er mit einem ECHO Klassik ausgezeichnet. Ein besonderer Höhepunkt seiner künstlerischen Laufbahn war die Uraufführung eines ihm gewidmeten Konzertes im Jahr 2006 in Luzern. Matthias Pintschers „Transir“ für Flöte und Kammerorchester bringt er nun im Konzerthaus der Bundeshauptstadt erneut auf die Bühne. Das Werk baut ganz auf Pahuds technische Virtuosität und reizt die Möglichkeiten des Spiels und des Instruments experimentell aus.
Dafür braucht es einen Virtuosen wie Emmanuel Pahud
Das Soloinstrument steht bei Pintscher im Mittelpunkt, das Kammerorchester kommt kaum je geschlossen zum Einsatz. So ist es besonders wichtig, die einzelnen Stimmen sensibel auszutarieren, ist doch fast jede Note transparent durchzuhören. Der Beiname „Transir“, französisch für „erstarren“, ist da ganz wörtlich zu nehmen: Das spannungsvolle Spiel der maximal ausdifferenzierten einzelnen Stimmen sorgt dafür, dass man wie gebannt zuhört. Und manch neue Seiten des Soloinstruments entdeckt, das von melodischen Passagen, über scharfe Akzente unterschiedlichster Art und Farbe, bis hin zu hauchigen und atemlastigen Tönen seine ganzen Klangfähigkeiten entfaltet.
Unter dem Motto „Kraft und Zweifel“ thematisiert das Rundfunk-Sinfonieorchester unter der Leitung von Alain Altinoglu an diesem Abend das Ringen mit dem musikalischen Material im Lichte der künstlerischen Idee. So steht Beethovens Ouvertüre zu Heinrich Joseph von Collins Trauerspiel „Coriolan“ von 1804 für die starke Identifikation des Komponisten für die im Theaterstück verhandelten Selbstzweifel des Titelhelden.
Eine Sinfonie besingt die Würde des Menschen
Genau 140 Jahre später besingt Sergej Prokofjew mit seiner fünften Sinfonie die Würde des Menschen und seine künstlerischen Kräfte. Das Werk ist aber ebenso von seelischen Abgründen und der menschlichen Neigung zur Gewalt durchzogen. In gnadenloser Drastik beschließt eine pervertierende Überzeichnung brachialer Militärmusik den ersten Satz. Dieser philosophischen Tiefe, der hoch anspruchsvollen Instrumentierung und den lebendigen Kontrasten verdankt sich wohl der Status der Sinfonie als eine der wichtigsten des 20. Jahrhunderts.
Hören Sie hier Emmanuel Pahud mit Debussy:
concerti-Tipp:
Fr. 8.2.2019, 20:03 Uhr
Deutschlandfunk Kultur
Kraft und Selbstzweifel
Beethoven: Ouvertüre zu „Coriolan“ c-Moll op. 62, Pintscher: Flötenkonzert „Transir“, Prokofjew: Sinfonie Nr. 5 B-Dur op. 100
Emmanuel Pahud (Flöte), Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin, Alain Altinoglu (Leitung)