In der Musik- und Kongresshalle Lübeck, gelegen auf dem schmalen Landstreifen zwischen dem Wasser des Stadtgrabens und der Trave, hat Sol Gabetta das Schleswig-Holstein Musik Festival (SHMF) eröffnet. Mit dem NDR Elbphilharmonie Orchester unter der Leitung von Christoph Eschenbach gab sie ihr Paradestück: Das Cellokonzert op. 85 von Edward Elgar, das sie bereits 2010 aufgezeichnet hat. Gemeinsam mit der „Symphonie fantastique“ des Franzosen Hector Berlioz und der Ouvertüre zur Oper „Genoveva“ des deutschen Klaviertitanen Robert Schumann bildete das Werk das Programm eines wahrhaft europäischen Abends.
Robert Schumann beim Schleswig-Holstein Musik Festival
Die Aufzeichnung vom 1. Juli ist am morgigen Samstag ab 20 Uhr auf NDR Kultur zu hören. An diesem Abend eröffnete Schumanns Ouvertüre nicht nur das Konzert, sondern gab einen Ausblick auf die Inhalte des diesjährigen Festivals, denn der Romantiker ist 2018 Schwerpunktkomponist. In über 80 von insgesamt 202 Konzerten werden Werke des vielseitig tätigen Robert Schumann erklingen und hochkarätige Künstler und Ensembles spüren seinem Vermächtnis in allen musikalischen Gattungen nach. Dabei wird neben den Kompositionen, die fester Bestandteil des Kanons geworden sind, auch weniger bekannter Schumann erklingen. So bringt der NDR Chor beispielsweise am 20.7. in der Hamburger St. Michaelis-Kirche die Vier doppelchörigen Gesänge op. 141 sowie ausgewählte Romanzen und Balladen zu Gehör. Bis zum 26. August sind die Konzerte des SHMF an 107 Spielstätten zu erleben.
Einen Eindruck von der künstlerischen Qualität des SHMF vermittelt das Konzert aus dem Herzen der Hansestadt Lübeck. Elgars Cellokonzert ist ein Krönungswerk der Gattung, das zeigt, wie viel mehr als „Pomp and Circumstance“ der Brite geleistet hat. Mit höchster Expressivität und wie zum Abschluss eines Marathons setzt das Solo-Cello ein, um das eigentliche Konzert erst zu beginnen. Im nun folgenden musikalischen Rausch findet das Cello dennoch die Kraft und lyrische Frische, wie ein junger Vogel zu singen. Die Leistung, mit der Sol Gabetta dafür aufwartet, macht ihr so schnell niemand nach.
Farbklangzauber von Berlioz
Und Berlioz’ Erkundung von Shakespeares Dramen auf symphonischem Terrain ist ein Farbklangzauber, der sensibel ausgelotet sein will. Wie es der Kollege Schumann so oft getan hat unternimmt Berlioz in seiner Partitur eine Wanderung an der Grenze zum Wahnsinn und zeichnet surrealistische Bilder. Mit seinem ehemaligen Chefdirigenten Christoph Eschenbach nimmt sich das NDR Elbphilharmonie Orchester dieses in Anlehnung an die fünf Akte der Dramenform in fünf Sätzen angelegten Werks an.
concerti Tipp:
ARD Radiofestival 2018 Konzert
Eröffnung des SHMF 2018 / Festspiele Mecklenburg-Vorpommern 2018
Sa. 14.7., 20:00 Uhr
NDR Kultur